II. Der Titel, die Anlage, die Zeit und der Verfasser des Werks.
1) Die Ikonoklasten citieren: Τοῦ ἁγίου Μακαρίου ἐκ τῆς τετάρτης βίβλου τῶν Ἀποκριτικῶν.
2) Nicephorus citiert : Βίβλος Μακαρίου Μάγνητος Ἱεράρχου.
3) 4) Die Codd. von Corigliano und Monte Sardo (nach Laskaris): Τοῦ Μακαρίου Μάγνητος Ἀποκριτικὸς πρὸς Ἕλληνας περὶ τῶν ἀπορουμένων ἐν τῇ Καινῇ Διαθήκῃ ζητημάτων καὶ λύσεων.
5) Der Venetus muß in der Aufschrift Μάγνητος und davor wahrscheinlich τοῦ μακαρίου enthalten haben; mehr läßt sich aus den Citaten des Turrianus nicht ermitteln; den Titel Ἀποκριτικός benutzt er nie (er sagt »Apologia«), woraus aber nicht folgt, daß er ihn nicht gelesen hat.
6) Das Fragment über die Eucharistie ist von Johannes Αnt. also citiert: (τοῦ) μακαρίου μάγνητος ἐκ τῶν πρὸς Ἕλληνας (αὐτοῦ) ἀποκρίσεων.
7) Im Atheniensis lautet die Aufschrift des III. Buchs: Μακαρίου Μάγνητος Ἀποκριτικὸς ἢ Μονογενὴς πρὸς Ἕλληνας περὶ τῶν ἐν τῷ Εὐαγγελίῳ ζητημάτων καὶ λύσεων. 1
S. 7 8) Im Atheniensis lautet die Aufschrift des IV. Buchs: Μακαρίου Μάγνητος Ἀποκριτικὸς ἢ Μονογενὴς πρὸς Ἕλληνας περὶ τῶν ἀπορουμένων ἐν τῇ Καινῇ Διαθήκῃ ζητημάτων καὶ λυςέων.2
Der Vergleich von 3), 4) und 8) ergibt, daß wir hier den ursprünglichen oder doch den diesem am nächsten kommenden Titel vor uns haben. Die Titel unterscheiden sich lediglich dadurch, daß in 8) ἢ Μονογενής hinzugesetzt ist. 3 Diese Worte finden sich auch in 7); sie machen Schwierigkeiten. Eine Schwierigkeit scheint gehoben zu werden, wenn man mit K. J. Neumann umstellt und Μονογενὴς ἢ Ἀποκριτικός schreibt. 4 Allein was bedeutet hier Μονογενής? Bardenhewer, der die Umstellung billigt, meint, Μονογενής als Titel erkläre sich vermutlich aus dem verlorenen Eingang des Werks; 5 allein das ist ein schlechter Trost. Auch ist es methodisch nicht zulässig, die Worte umzustellen, wenn doch noch eine große Schwierigkeit übrig bleibt. Da nur der Atheniensis dieses Μονογενής bietet, erscheint es verdächtig; aber wie ist es eingedrungen? Hat hier nicht vielleicht ursprünglich ein Wort gestanden, welches später meistens weggelassen worden ist, weil man es nicht verstand, welches aber im jungen Atheniensis zum sinnlosen Μονογενής geworden ist? Ich glaube nicht, vielmehr ist es mir nach langem Überlegen klar geworden, daß Μονογενής richtig ist und auch nicht umgestellt werden darf. Macarius bekundet nämlich an einigen Stellen seines Werks eine Vorliebe für Μονογενής als Bezeichnung Christi (s. II 8 [3 mal]; III, 8. 9. 13. 14 [5 mal]; 23. 27 [3 mal]). In III, 9 aber liest man (p. 71, 19): ὁ Μονογενὴς καὶ μόνος ἀγωνιστὴς νικῶν πάντοτε καὶ μηδαμοῦ νικώμενος. In diesem Sinne steht, so dürfen wir annehmen, in dem Titel des Buchs »Μονογενής« nach und neben »Ἀποκριτικός« [das Fehlen des Artikels ist im Titel nicht auffallend]. Sehr geschmackvoll ist das nicht, S. 8auch nicht sehr deutlich, aber den damaligen Christen im Rätselwort doch wohl verständlich. Wir vermögen diese Zusammenstellung und Steigerung: » Ἀποκριτικὸς ἢ Μονογενὴς πρὸς Ἕλληνας « im Deutschen nicht wiederzugeben: »Antwort oder vielmehr der siegende Christus selbst den Griechen antwortend«.
Der Titel ist mit Neumann6 in zwei Teile zu zerlegen; Μακαρίου Μάγνητος ’Αποκριτικὸς πρὸς Ἕλληνας. Περὶ τῶν ἀπορουμένων κτλ. Wie aber erklärt sich der Titel des 3. Buchs im Atheniensis? Hier steht statt περὶ τῶν ἀπορουμένων ἐν τῇ Καινῇ Διαθήκῃ κτλ. vielmehr περὶ τῶν ἐν τῷ Ἐναγγελίῳ κτλ. Sieht man aber näher zu, so stammen nur die 13 ersten Quaestiones aus dem Evangelium, während die 9 folgenden der Apostelgeschichte und den paulinischen Briefen entnommen sind. Dies wird aber auch im vorangestellten Index ausdrücklich vermerkt; denn hier findet sich nach der 13. Quaestio der Satz: Ἑτέρας ὑποθέσεως ἀρχὴ ἐκ τῶν Πράξεων καὶ τοῦ Ἀποστόλου. 7 Also wird der ursprüngliche Tatbestand folgender gewesen sein: Περὶ τῶν ἀπορουμένων ἐν τῇ Καινῇ Διαθήχη ζητημάτων καὶ λύσεων war neben und nach den Worten Μακαρ. Μάγν.᾿Αποκρ. ἢ Μονογ. πρὸς Ἕλληνας der Haupttitel; aber die Bücher I, II8 und ΙΙΙ, IV9 besaßen noch den Untertitel Περὶ τῶν ἐν τῷ Εναγγελίῳ κτλ. Da dieser Untertitel aber nur für den Hauptteil des III. Buchs gültig war, so ist im Buche selbst an der passenden Stelle bemerkt worden, daß nun das Streitmaterial aus der Apostelgeschichte und dem Apostolos genommen ist.10 Das IV. Buch S. 9hatte keinen Untertitel, weil hier die Stoffe aus beiden Hälften des Neuen Testaments gemischt sind,11 und dasselbe wird man wahrscheinlich für das V. Buch annehmen dürfen. Freilich ist die Disposition des Stoffes auffallend: der Stoff der beiden ersten Bücher und die 13 Quästionen des III. Buchs sind dem Evangelium entnommen; dann folgen 9 Quästionen in Buch III, die ausschließlich aus der Apostelgeschichte und den paulinischen Briefen stammen; dann folgen aber im IV. Buch 17 Quästionen, die teils aus dem Evangelium, teils aus den paulinischen Briefen, ja auch aus dem A. T. stammen. Diese merkwürdige Unordnung, die zuerst, d. h. in Buch I — III reinlich zwischen der ersten und zweiten Hälfte des Neuen Testaments unterscheidet, dann aber in Buch IV und V diese Scheidung nicht mehr innehält, ja sogar Alttestamentliches einmischt, ist an sich nicht zu erklären; sie empfängt aber, wie sich zeigen wird, ihre Erklärung aus der Haltung des Gegners, der bekämpft wird, bzw. aus seiner Streitschrift (s. u.).
Die Anlage des Werks ist so gestaltet, daß es als die wörtliche Wiedergabe einer großen Streitunterredung gelten will, die an fünf Tagen zwischen dem Verfasser und einem gelehrten Griechen in einem Auditorium vor zahlreichen und angesehenen Zuhörern — größtenteils Freunden des Philosophen — über die Grundlagen des Christentums12 geführt worden ist. Der Provocierende war der Grieche, der Respondent Macarius. Näheres — auch über Theosthenes, dem das Werk gewidmet ist — haben vielleicht die Prologe zum I. und II. Buch und der Schluß des S. 10V. enthalten; aber diese Stücke sind uns leider verloren gegangen. Daß die Streitunterredung eine fingierte ist, ist von allen, die sich mit dem Werk beschäftigt haben, erkannt worden — mit Ausnahme von Crafer, dessen Gründe aber nicht überzeugend sind13. Mit Fug darf man sogar fragen, ob der Verfasser selbst S. 11den Schein erwecken wollte, er berichte über Disputationen, die wirklich stattgefunden haben. Wo in aller Welt verfährt man bei solchen so, daß der eine Gegner erst 6—10 Quästionen nach einander entwickelt, dann der Respondent diese Quästionen nach einander in langen Reden, die zum Teil zu umfangreichen Abhandlungen auswachsen14, löst15, und damit die Disputation jedesmal beendigt ist? Das geschieht nirgends, und eben deshalb sind diese Streitunterredungen sicher erfunden, ja man muß mit fast allen Kritikern noch einen Schritt weiter gehen und darf behaupten: diese Quästionen stammen aus einem Schriftwerke, das dem Macarius einer eingehenden Widerlegung zu bedürfen schien und das er widerlegt hat, indem er als Form — aber nur in leichten Umrissen — die literarische Gattung der Streitunterredung wählte, ohne damit eine Täuschung bei den Kundigen zu beabsichtigen.16 Daß es sich wirklich um ein Schriftwerk handelt, das dem Macarius hier vorlag, wird in einem späteren Capitel ausführlich bewiesen werden.17 S. 12Was die Zeit betrifft, in welcher der Apocriticus verfaßt ist, so hat man an der Angabe in IV, 5 einen sicheren, wenn auch nicht genauen Anhalt. Macarius läßt seinem Gegner sagen, Christus habe das Auftreten falscher Christusse angekündigt, aber obwohl seitdem 300 Jahre ἢ καὶ περαιτέρω vorübergegangen seien, sei keiner erschienen. Hiernach ist unser Werk geraume Zeit nach d. J. 330 abgefaßt; wieviele Jahre in dem ἢ καὶ περαιτέρω stecken, läßt sich leider nicht ermitteln; sie können sogar ein halbes Jahrhundert umfassen. Eine zweite ähnliche Stelle ist leider corrupt. In IV, 2 sagt der Heide, seit dem I. Thessalonicherbrief seien 30 Jahre verflossen. Diese Zahl muß zu 300 oder 330 verbessert werden. Letzteres ist auch möglich, da der Heide in III, 3 sehr genau die Zeit zwischen Moses und Esra auf 1180 Jahre angibt; aber wahrscheinlicher ist doch, eine Verwechslung von 300 und 30 anzunehmen. Damit kämen wir in das sechste Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts. Allein die runde Zahl »300« läßt natürlich auch noch weitere Jahre nach Unten offen und erlaubt bis gegen 390 zu gehen; über diese Zahl noch erheblich abwärts zu steigen, wäre aber bedenklich; denn dann hätte der Verfasser schwerlich von 300 Jahren gesprochen. Nun zeigen aber auch andere ganz sichere Zeitspuren, daß das Werk in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts — und zwar wahrscheinlicher gegen Ende desselben — abgefaßt ist. Argumente für diesen Ansatz sind schon von mehreren anderen Gelehrten geltend gemacht worden; ich begnüge mich, die wichtigsten hervorzuheben:
1) Die Kirche steht nicht mehr im Kampfe mit dem Heidentum, sondern führt nur noch literarisch einen Kampf (aber das Heidentum ist noch eine große geistige Macht; die Wissenschaft ist im öffentlichen Leben noch wesentlich heidnisch).
2) Das Mönchtum ist überall im Osten verbreitet und ist bereits von den Küsten des ägäischen Meeres bis zur Weltstadt Antiochien eine große und offenkundige Erscheinung des kirchlichen Lebens (II, 7).
3) Die Manichäer sind überall verbreitet (III, 43; IV, 15: αὐτίκα γοῦν ὁ Μάνης... διέφθειρε καὶ μέχρι τήμερον φθείρει λυμαντικοῖς ὑφέρπων τὴν οἰκουμένην σπέρμασιν).
4) Die Trinitätslehre des Macarius ist die Form der Orthodoxie, die sich erst seit dem Ende des 6. Jahrzehntes des 4. S. 13Jahrhunderts entwickelt hat (II, 8. 9; III, 11 p. 76, 20 f; III, 14 p. 91; bes. IV, 25 p. 209 f.). Die Gottheit stellt sich dar als eine οὐσία (φύσις), der Zahl nach aber in drei ὐποστάσεις (ἓv ὄνομα θεοῦ κἀπὶ τῷ υἱῷ καὶ τῷ πατρὶ καὶ τῷ ἁγίῳ πνεύματι καὶ θεὸς εἷς ἐν τριςὶν ὑποστάσεσιν ἔστι καὶ ὀνομάζεται ... τριῶν ὑποστάσεων ἐν οὐσίᾳ μίᾳ γνωρίζεται τὸ ὄνομα); die Opera dieser Hypostasen zur Erlösung und Heiligung der Menschen sind verteilt; aber jede Hypostase könnte auch tun, was die andere tut, so enge sind sie mit einander verbunden; jedoch ist von Prosopen nicht die Rede. Die Trinitätslehre ist also sicher nicht nur postnicänisch, sondern kappadokisch.
Diese Argumente sichern die Abfassung unserer Schrift in dem Zeitraum ca. 370 bis 390. Die Nichterwähnung der Arianer unter den Ketzern (IV, 15) aber macht es wahrscheinlich, daß das Concil von 381 und seine für den griechischen Arianismus raschen und tödlichen Folgen bereits hinter dem Verfasser liegen.18Hiernach wird man schwerlich irren, wenn man die Abfassungszeit um das Jahr 390 ansetzt. Hiezu paßt es, daß sich in III, 14 eine dogmatische Auseinandersetzung findet, die gegen die antiochenische Christologie gerichtet zu sein scheint.19 Neben der Zahl »300 Jahre« widerrät die noch starke und angesehene Stellung der griechischen Philosophen und ihrer Schulen, sich von dem Jahr 390 nach abwärts weit zu S. 14entfernen. Gerade in der Zeit von ca. 395 bis 405 hat diese Stellung die schwerste und bleibende Erschütterung erfahren.20 S. 15 Über das Land, in welchem der Verfasser schrieb, ist trotz Duchesne u. A.21 ein Zweifel nicht möglich. Zahn S. 16u. A.22 haben bereits alles Nötige darüber gesagt. Aus III, 38.43 und IV, 15 (II, 7; IV, 17) ergibt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit, daß der Verfasser ein Kleinasiat ist. War er aber ein Kleinasiat, bekleidete er das bischöfliche Amt (s. die alte Handschrift, die Nicephorus aufgespürt hat), 23 schrieb er um das J. 390 und hieß er Macarius Magnes, so müßte ein unwahrscheinliches Spiel des Zufalls walten, wenn er nicht mit jenem Macarius Magnes identisch ist, von dem wir wissen, daß er auf der Synode ad Quercum i. J. 403 als Ankläger des Bischofs Heraclides von Ephesus aufgetreten ist24 (Photius, cod. 59: Ὁ δὲ κατήγορος Ἠρακλείδου τῆς Μαγνήτων πόλεως ἐπίσκοπος ἦν, ὀνόματι Μακάριος). Welches Magnesia von den beiden kleinasiatischen Städten dieses Namens in Betracht kommt, wissen wir nicht, übrigens ist es ziemlich gleichgiltig, ob unser Verfasser jener Macarius war oder nicht.
Dies vorauszuschicken war nötig, um in die Untersuchung der Quästiones des Philosophen, die die Unterlage der Solutiones des Macarius bilden, eintreten zu können. Fortan habe ich es nur mit diesen zu tun. Ich stelle den Text voran. Ich habe ihn nach der Ausgabe Blondels genau durchgearbeitet, aber mich in der Angabe der Varianten aufs nötigste S. 17beschränkt. Von da an, wo die Ausgabe selbst nur noch wenige verzeichnet (s. o. S. 3), habe ich aber so ziemlich alles aufgenommen. Obgleich Wagenmann (Jahrb. f. deutsche Theologie Bd. 23 [1878] S. 269 ff: Porphyrius und die Fragmente eines Ungenannten in der Athenischen Makariushandschrift) eine auf eindringendem Studium ruhende, treffliche und gewandte Übersetzung der Fragmente gegeben hat, 25 so glaubte ich doch von der Beigabe einer eigenen Übersetzung nicht absehen zu sollen — weil ich wünschte, daß die Fragmente von möglichst vielen gelesen werden möchten, auch von solchen, die Griechisch ungern lesen, und weil die Wagenmannsche Übersetzung an einer sehr versteckten Stelle steht, sodann weil diese Übersetzung doch einige Mängel und Fehler zeigt, die das Verständnis des Textes auch an wichtigen Stellen hindern. Ungern erwähne ich das, weil ich dieser Übersetzung nicht weniges verdanke. Ich habe sie zwar immer erst eingesehen, wenn ich meine Übersetzung der einzelnen Abschnitte vollendet hatte; aber mehr als einmal fand sich dann bei Wagenmann eine treffendere deutsche Wendung als die von mir gewählte. In solchen Fällen habe ich mehrmals kein Bedenken getragen, die Wagenmannsche Wendung zu übernehmen, öfters aber auch die meinige beibehalten.
Dazu als Aufschrift über den vorangestellten Index des III. Buchs: Τάδε ἔνεστιν ἐν τῷ τρίτῳ τεύχει τῶν ἀποκριτικῶν πρὸς῞Ελληνας λόγων. ↩
Dazu als Aufschrift über den vorangestellten Index des IV. Buchs: Τάδε περιέχει ἡ τετάρτη βίβλος τῶν ἀποκριτικῶν πρὸς Ἕλληνας λόγων. ↩
Das Fehlen des Artikels vor Μακαρίου in 8) — s. auch 7) — ist ohne Belang. ↩
K. J. Neumann, Juliani Imp. librorum c. Christ, quae supersunt (1880) p. 15 sq. ↩
Patrologie2 (1901) S. 331. ↩
A. a. O. p. 16. ↩
Der Annahme, daß der Index von Macarius selbst herrührt, steht m. E. nichts im Wege. Am Schluß des 29. Capitels (Solutio) gibt Macarius ausdrücklich an, daß man jetzt nicht mehr Quaestiones aus dem Evangelium vor sich habe, sondern aus anderen Teilen des NT.s ↩
Im zweiten Buch liest man am Schluß von c. 11, der zugleich den Schluß der Solutiones auf den ersten Abschnitt der Quaestiones dieses Buchs bildet: Taυθ᾿ ἡμῖν λελέχθω βεβαίως τρανότερον καὶ πέρας ἐχέτω καὶ τοῦτο τὸ ζήτημα· ἕτερον δ᾿> εἴ τι τῶν Ἐυαγγελίων ἀπορώτερον φαίνεται, εἰς ἐπήκοον τοῦτο γνμνώσας φανέρωσον. ↩
In III, 7 (Nachwort) wird ausdrücklich gesagt,, daß man bisher um die θεῖα παιδεύματα τοῦ Χριοτου! disputiert habe. In IV, 18 aber heißt es, daß man über die &εΐα παιδεύματα überhaupt handle. ↩
Vgl. dazu III, 37 init. : τοιοῦτον τοῦ λογάδος ἑσμὸν ὑποθέσεων κατὰ Παῦλου δονήσαντος κτλ. ↩
S. außer der Überschrift dieses Buchs und dem Inhalt auch die ausdrückliche Bemerkung IV, 10 (Nachwort) : ἡμεῖς δὲ τὸν κανόνα τῆς Καινῆς Διαθήκης προπηλακιζόμενον οὕτω θεαοάμενοι κτλ ↩
Vgl. die uns erhaltenen Prologe zum III. und IV. Buch. Die fünf Tage sind nicht notwendig als aufeinanderfolgend zu denken. Das II. Buch schließt mit den Worten des Macarius: Kaὶ ταῦτα μὲν ἐπὶ τοσοῦτον. Εἰ δέ σοι φίλον, ὧδέ που τὸν διάλογον ἱκανῶς εἰρημένον σεμνῶς περιγράφρομεν. ἐν ἑτέρῳ δ᾿ αὖθις καιρῷ, εἴ τι τῶν ἀπορουμένων [man beachte das Stichwort des Titels] ἐμπέσοι κεφάλαιον, ἐπικουρούσης ἡμῖν τῆς θείας δωρεάς, λέξομεν ἀπαντήσαντες. Das III. Buch schließt (Macarius): Ἐvταῦθα δ᾿ ἔστω σοι φίλον τῶν τοσοῦτων ζητημάτων [man beachte das Stichwort des Titels] περιγράψαι τὸν λόγον· εἰ δὲ τί σοι προσπέροι πάλιν ἀπορούμενον, αὖθις ἀπαντήσαντες διαλεχθησόμεθα, εὐκαιρίᾳ τῆς σχολῆς σὺν εὐμαρείᾳ τοῦ κρείττονος. ↩
Crafer im Journal of Theological Studies Vol. VIII Nr. 31, Apr. 1907, p. 401—423 und 546—571, s. bes. p. 409 ff. Unzutreffend ist schon der Satz: »May we not begin with the supposition that the author, whose eager words seem to come straight from his heart, is telling the truth, until the case is proved to the contrary?« Unzutreffend ist er, weil der fingierte Dialog eine eigene literarische Gattung war, die man deshalb bei der Untersuchung von Anfang an in Rechnung ziehen muß, ohne der »Wahrhaftigkeit« des Autors zu nahe zu treten. Crafers Hauptargument aber, daß in den Quaestiones selbst auf eine dialogische Situation Rücksicht genommen ist (p. 410), diese also an und für sich beweisen, daß sie in einer Unterredung vorgetragen sind, ist ganz belanglos, da Macarius natürlich die einer Schrift entnommenen Ausführungen am Anfang stets etwas modellieren mußte, um sie als Rede erscheinen zu lassen. Das ist aber in der Regel mit so geringen Mitteln und so stereotyp gemacht, daß man umgekehrt sagen kann: die Quaestiones selbst erweisen, daß sie ursprünglich keine Rede sind. Einige dieser Wendungen aber können sehr wohl der ursprünglichen Form der Streitschrift angehört haben, die sich in lebhaften Anreden usw. ergangen haben mag; man vergleiche doch, wie Tertullian, z. B. im Anti-Marcion, seine Gegner, ja den Marcion selbst anredet und ausschilt! Auch daß Macarius von Theosthenes sagt (IV praef.), er habe ihm bei der Disputation geholfen, bedeutet nichts, sondern ist eine Höflichkeit gegen den, dem das Werk gewidmet ist (gegen Crafer p. 411). Sehr seltsam ist das folgende Argument (a.a.O.), das ich nur mit den Worten Crafers zu geben vermag: »Whereas Macarius represents the language of his opponent as full of eloquence and power and trembles before his >Attic oratory<, as a matter of fact [??] the eloquence and the polish all lie with himself. But does not this point to the fact that he is not writing down the words of a book, but reporting, as best he could, and only so far as his memory served, what had doubtless been spoken with greater force and fullnes when the dialogue was held?« Aber sehen denn die Quaestiones wie dürftige Erinnerungsbilder eines Zuhörers aus, und wie denkt sich Crafer eine noch größere Kraft? Ich meine, diese Quaestiones sind nach Inhalt und Form nicht zu übertreffen, und diesen Eindruck haben auch die anderen Kritiker gewonnen! Crafer meint dann noch (p. 412) aus den Schriftcitaten, weil sie nicht exact seien, schließen zu können, sie seien aus dem Gedächtnis gemacht und daher nicht aus einer Schrift. Der letztere Schluß ist unstatthaft, auch wenn die Beobachtung zu Recht bestände; sie besteht aber zum Teil sicher nicht zu Recht (s. über die Schriftbenutzung später). Was Crafer sonst noch zugunsten seiner These bemerkt, wird von ihm selbst nicht für ausschlaggebend erachtet. ↩
Der Christ spricht durchschnittlich achtmal so ausführlich als der Heide. ↩
Daß es ein Gedächtniskunststück ist, diese Quaestiones zu behalten und, unverwirrt, sie der Reihe nach zu beantworten, weiß der Verfasser selbst. In III, 7 (Nachwort) schreibt er: Αὐτίκα δ’ oῦὖv ἐν τῷ παρόντι τοσούτων προθεὶς κεφαλαίων ζητήματα πρὸς ἕκαστον ἡμᾶς ἔλεγεν ἀπoκρίνεσθαι. πάντων δὲ τῶν λεχθέντων ἀπομνημονεύσαντες εἴπομεν απὸ τῆς πρώτης ἀρξάμενοι πεύσεως. ↩
Mit der späteren Gattung der ἐρωταποκρίσεις [s. Heinrici, »Zur patristischen Aporienliteratur« (1909) u. »Griechisch - Byzantinische Gesprächsbücher und Verwandtes«, 1911, Abhandl. der K. Sachs. Gesellsch. d. Wiss. Bd. 27 u. 28] hat unsre Schrift noch nichts zu tun, aber leitet doch schon zu ihr über, wenn sie aus einer älteren Streitschrift ζητήματα übernimmt, um sie als ἐρωτήσεις zu beantworten. Näheres über die Absichten des Macarius kann erst ermittelt werden, wenn die Streitschrift erkannt ist. ↩
Die »Lösungen« des Macarius zu charakterisieren, die teils ganz ungenügend sind, teils an dem eigentlichen Inhalt der »Fragen« einfach Vorbeigehen und sich mit Problemen beschäftigen, die der Grieche gar nicht angeregt hatte, ist nicht meine Aufgabe. Ich darf umsomehr davon absehen, als man für den Griechen aus den Antworten des Macarius einfach nichts lernt, so interessant die Antworten an sich sind und so vieles aus ihnen für die Dogmen- und Kirchengeschichte zu schöpfen ist. Interessanter freilich bleiben die »Fragen«; aber so ist es immer. ↩
Daß die Arianer an einer Stelle, III, 14 p. 90 ff., ohne Namensnennung, aber als χριστομάχοι, vorausgesetzt sind, hat Möller S. 523 sehr wahrscheinlich gemacht. Crafer (p. 417) hat das nicht widerlegt. ↩
S. Möller i. d. Theol. Lit.-Ztg. 1877 S. 523 f. und Zahn, Zu Makarius von Magnesia, Ztschr. f. Kirchengesch. S. 453. Macarius lehrt selbst in der Christologie alexandrinisch-mystisch und steht auf dem rechten Flügel des Origenismus. Die οὐσία Christi ist auch nach der menschlichen Seite ἀπερίγραφος. Er bekämpft demgemäß Leute, die den Spielraum der menschlichen Natur Christi einschränken und die also zwischen dem Gott-Logos und dem Menschen in ihm scheiden, aufs schärfste und voll Entsetzen und Erbitterung. Anderseits berührt er sich in mehreren Solutiones sehr deutlich mit Gregor von Nyssa (bes. mit Catech. 21—26; vgl. Apocr. III, 9), was auch schon Möller gesehen hat. Ganz deutlich ist die Wiederherstellung aller Dinge, auch aller Sünder, in IV, 30 p. 223 u. IV, 16 p 187 f gelehrt. Auf eine sehr nahe Berührung mit Amphilochius (Holl S. 91 ff.) macht Crafer aufmerksam (p. 551 f). Doch will ich nicht behaupten, daß Macarius diesen oder den Gregor gelesen hat. Aber er erscheint mindestens als ihr Zeitgenosse. ↩
Als chronologisch unbenutzbar aufzugeben ist leider die Nachricht (IV, 11), daß Babylon zum zweiten Mal von den Persern zerstört, nunmehr völlig verödet sei οὐδ᾿ ἴχνος τῆς παλαιᾶς εὐδαιμονίας σώζει, denn die Versuche, hier ein Datum zu gewinnen, sind fehlgeschlagen. Auffallend ist, daß es in demselben Capitel (IV, 11 p. 170, 19) heißt: Πόσαι τοπαρχίαι καπνοῦ δίκην ἀπέπτησαν ἢ πόσαι βασιλίδες γυναῖκες ἀπώλοντο ἢ πόσων ἀνδρῶν ἐπιφανῶν συναπέβη κλέος. Warum Königinnen und nicht Könige? Ich weiß darauf keine Antwort. Denkt er u. a. an Zenobia oder will er der Kaiserin Eudoxia einen Denkzettel geben? Aber stand er nicht auf ihrer Seite? — In III, 43 ist die Übereinstimmung mit Epiphan. haer. 46, 1; 47, 1 mit Recht von Möller (p. 525) hervorgehoben worden und auch chronologisch zu verwerten. Directe Abhängigkeit ist nicht anzunehmen; aber bestände sie, so wäre Epiphanius nicht der abhängige; denn er hätte sich die von Macarius genannten Ketzer, die bei ihm fehlen, nicht entgehen lassen. — Gegen die Datierung auf das Ende des 4. Jahrhunderts hat Crafer (p. 515 ff.) Einwendungen erhoben und will beweisen, der Apocriticus sei zwischen 293 u. 302 geschrieben auf Grund einer wirklichen Disputation zwischen dem bekannten Hierocles und unserem Autor. Soweit die Argumente aus den Quaestiones genommen sind, kommen sie nicht in Betracht, da diese, wie sich zeigen wird, bedeutend älter sind als die Solutiones und das ganze Werk. Für dieses muß es aber bei dem gegebenen Datum bleiben; denn Crafer hat die Gründe, die dies Datum erzwingen, nicht widerlegt. Gegen die Folgerung aus der Angabe »mehr als 300 Jahre« wendet er ein (p. 546 f.), dem Heiden sei es darauf angekommen, den seit Christus verflosssenen Zeitraum möglichst groß erscheinen zu lassen; allein es ist einfach falsch, was der Heide sagt, wenn das Werk bald nach 293 geschrieben sein soll. Gegen das vom Mönchtum hergenommene Argument bemerkt er (549 f.), das brauche noch kein Mönchtum zu sein, sondern könne die alte Askese sein; allein man lese nur II, 7 (bes. p. 7) aufmerksam: in dieser Schilderung und Sprache kann nur die große Bewegung des 4. Jahrhunderts dargestellt sein. Die Hauptschwierigkeit, die kappadokische Trinitätslehre, erkennt Crafer als solche an (p. 553ff.). Er ist daher zuerst geneigt, die Stelle IV, 25 für eine Interpolation zu halten; dann aber versucht er den Nachweis, daß die Formel doch vornicänisch sein kann. Er meint, daß sie Macarius habe ebensogut anticipieren können wie Tertullian und Athanasius (an einer Stelle); allein Tertullian darf hier aus Gründen, die ich nicht zu entwickeln brauche, nicht herangezogen werden, und die Stelle bei Athanasius (in der Schrift »In illud: Omnia mihi tradita sunt«) ist ebenfalls ohne Gewicht, da wir „uns hier schon in der Zeit um d. J. 335 befinden und nicht mehr vor der Zeit des Arius, und da eine einzelne Stelle, an der Athanasius zwischen οὐσία und ὑπόστασις unterscheidet, unter den Dutzenden von anderen, wo er es regelmäßig nicht tut, nicht ins Gewicht fallen kann. Crafer mag das selbst gefühlt haben; denn zuletzt zieht er sich auf den Nachweis zurück, Macarius habe nur an der einen Stelle ὑπόστασις als »Person« verstanden, während er sonst das Wort in anderem Sinne brauche, nämlich wesentlich gleich οὐσία. Allein dieser Nachweis ist ohne Belang, da es sich an diesen sieben Stellen nicht um das trinitarische Problem handelt, sondern um die Bezeichnung des »Wesens« überhaupt, und hierfür braucht Macarius allerdings bald οὐσία) bald φύσις, bald ὑπόστασις, bald ὑποστάσεως οὐσία. Übrigens muß Crafer selbst auf eine Stelle hinweisen (sie ist nicht trinitarisch), an der οὐσία das Wesen bezeichnet und ὑποστάσεις zählbare Personen (III, 11). Der Beweis, daß die trinitarische Formel des Macarius vornicänisch und morgenländisch sein könne, ist daher nicht geglückt. Dann aber ist es überflüssig, die positiven Gründe, die Crafer für den vornicänischen Ursprung des Apocriticus beibringen zu können geglaubt hat (p. 415 ff.), zu widerlegen. Sie zerfließen sämtlich bei näherer Untersuchung; am scheinbarsten ist noch das (p. 416 f.) aus IV, 13 genommene Argument, das Christentum sei bei den äthiopischen Makrobiern, bei den »Westlichen«, den Maurusiern (Mauretaniern) und bei den Völkern jenseits der Donau, den 12 skythischen Völkern des Herodot, noch nicht bekannt. Er brauchte, um seinen Gegner zu widerlegen, Völker, zu denen das Christentum noch nicht gekommen war. In solchen Fällen müssen immer die Makrobier, die »Westlichen« und die Skythen herhalten, und der alte Herodot wird aufgemuntert. Ob an den Rändern des Gebiets dieser Völker das Christentum bereits Wurzel geschlagen, ist ganz gleichgültig; denn je näher man ihnen kommt, desto mehr ziehen sie sich zurück! Auch noch im 5. Und 6. Jahrhundert hätte man so schreiben können, wie Macarius geschrieben hat. ↩
Duchesne und Crafer denken an die Nähe von Edessa; aber die Gründe (die Erwähnung der Berenike im ersten Buch, die Art wie Antiochien genannt ist in II, 7, die Rechnung nach Parasangen in III, 40 etc.) sind sehr schwach und können gegen die Gründe, die für Kleinasien sprechen, nicht aufkommen. Doch läßt sich nicht verkennen, daß die Erwähnung Antiochiens etwas auffallend ist für einen Kleinasiaten bzw. ein besonderes Interesse voraussetzt. Auch Bardesanes ist genannt (IV, 15). Allein ausschlaggebend kann das nicht sein; denn viel auffallender ist, daß er in III, 24, wo er christliche Heroen aufzählt, Polykarp, Irenäus »den Lugduner«, Fabian »den Römer«, und Cyprian » den Karthaginienser« nennt und sich auf sie beschränkt — er, der II, 17 schreibt: ‘Ρωμαῖοι, βάρβαρον ἔθνος! Ich weiß das schlechterdings nicht zu erklären. Duchesne meint, er müsse einmal in Rom gewesen sein. Diese Annahme ist nicht die nächstliegende (doch s. die Localtradition in IV, 14, aus dem abgeschlagenen Haupt des Paulus sei Milch geflossen). Kannte er Cyprian bereits als den Magier? Hat der Märtyrertod des Fabian oder seine Beziehungen zum Orient solchen Eindruck gemacht? Non liquet! Die Erwähnung des Polykarp und Irenaus befremden nicht, zumal da er nachweisbar die Vita Polycarpi gelesen hat. ↩
Zahn, a. a. O. S. 451 f. ↩
Aus inneren Gründen läßt sich nicht erweisen, daß der Verf. des Apocriticus Bischof war, aber das Gegenteil läßt sich auch nicht erweisen (gegen Crafer, a. a. O. p. 404. 406. 421). ↩
Crafer (p. 405) wendet ein, die Anklage gegen Heraclides habe auf Origenismus gelautet und der Verfasser des Apocriticus sei selbst Origenist. Allein — schon Möller hat darauf hingewiesen — es ist uns schlechterdings unbekannt, was Macarius gegen Heraclides, der allerdings von anderen des Origenismus bezichtigt wurde, vorgebracht hat. Aber auch wenn er seine Theologie bemängelt hat, ist nicht ausgeschlossen, daß sie beide »Origenisten« waren und sich doch bekämpften. Der Origenismus hatte viele Nuancen. Dazu kommt, daß Sokrates (VI, 17) erzählt, daß Theophilus, ein anderer Ankläger, selbst als des Origenismus verdächtig überführt worden ist. Es kämpfen doch zu allen Zeiten nicht nur Orthodoxe gegen Liberale, sondern auch Liberale gegen Liberale und Orthodoxe gegen Orthodoxe. ↩
Hilfreiche Hand leistete ihm dabei der stud. phil. Kirchner, s. S. 272 not. ↩
