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Works Gregory I, pope (540-604) Ausgewählte Briefe
Neuntes Buch. Briefe aus den Jahren 598–599

XII. (49.) An den Bischof Anastasius von Antiochia.

XII. Gesammtausgabe 49.

An den Bischof Anastasius von Antiochia.

Inhalt: Der uns wohlbekannte, durch Gregors Bemühung wieder eingesetzte Patriarch Anastasius war in diesem Jahre (599) gestorben S. 454 Adressat ist sein Nachfolger, Anastasius der Sinaite. Der Papst wünscht ihm Glück wegen seines orthodoxen Glaubensbekenntnisses, dankt Gott, dass unter Kaiser Mauritius nur Rechtgläubige zu Bischöfen erhoben werden, während die Irrlehrer verstummen müssen, und fordert zum Gebete für den Kaiser auf. Da sich der neue Patriarch auf das erste Konzil zu Ephesus berufen hatte, ermahnt ihn der Papst, sich ein echtes Exemplar der Beschlüsse dieses Konzils zu verschaffen, da falsche Exemplare, welche die Beschlüsse einer anderen ephesinischen Synode enthalten, vielfach unter diesem Namen verbreitet seien. Auch solle er sich sein erstes Geschäft sein lassen, die im Orient grassierende Simonie bei der Priesterweihe abzuschaffen.

Das Schreiben Deiner Brüderlichkeit, welches das rechtgläubige Bekenntnis enthält, habe ich empfangen und dem allmächtigen Gott großen Dank gesagt, der, wenn auch die Hirten seiner Herde wechseln, nach ihnen den einmal den heiligen Vätern überlieferten Glauben unveränderlich bewahrt. Es sagt aber der herrliche Völkerlehrer: "Ein anderes Fundament kann niemand legen als jenes, welches schon gelegt: ist, nämlich Jesus Christus."1 Wer also zugleich mit der, Liebe Gottes und des Nächsten die Glaubensfestigkeit bewahrt, welche ihren Grund in Christus hat, der hat denselben Gottes- und Menschen-Sohn Jesum Christum, in seinem Herzen als Fundament gelegt. Es lässt sich also hoffen, dass, wo Christus das Fundament ist, auch das Gebäude der guten Werke nicht ausbleibe. Auch spricht die Wahrheit selbst mit eigenem Munde: „Wer nicht durch die Tür in den Schafstall kommt, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber; wer aber zur Türe eingeht, ist der Hirte der Schafe."2 Bald darauf fügt er bei: „Ich bin die Türe." Der also geht durch die Türe in den Schafstall ein, der S. 455 durch Christus eingeht. Der aber geht durch Christus ein, der hinsichtlich dieses Schöpfers und Erlösers des Menschengeschlechtes die wahre Gesinnung hat und seine Lehre bewahrt. Ein solcher übernimmt die Oberleitung als eine pflichtgemäß zu tragende Last, nicht aus Begierde nach vergänglicher Ehre. Er lässt sich die Sorge für den übernommenen Schafstall mit allem Fleiß und aller Wachsamkeit angelegen sein, damit nicht entweder böse Menschen durch verderbliche Reden die Schafe Gottes zerfleischen oder die Bösen Geister sie durch Anreizung in sündhafter Lust verderben.

Gewiss erinnern wir uns an die Worte des Patriarchen Jakob, der lange um seine Frauen gedient hatte: „Zwanzig Jahre war ich bei dir, und deine Schafe und Ziegen sind nicht unfruchtbar gewesen. Die Widder deiner Herde habe ich nicht gegessen, und wenn ein wildes Tier etwas geraubt hat, habe ich es dich nicht fühlen lassen. Ich habe jeden; Schaden ersetzt, und was gestohlen wurde, hast du von mir verlangt. Tag und Nacht litt ich von Hitze und Kälte, und der Schlaf floh von meinen Augen.3 Wenn nun so sich abmüht und wacht, wer Labans Schafe weidet, wir viel größere Mühe, wir viel größere Wachsamkeit muss anwenden, wer Gottes Schafe weidet? Aber in all diesen Dingen möge derjenige selbst uns belehren, der wegen uns Mensch geworden ist, der die Natur seines Geschöpfes anzunehmen sich herabgelassen hat.4 Er gieße sowohl meiner Schwachheit als Deiner Liebe den Geist seiner hl. Liebe ein und öffne das Auge unseres Herzens zu aller Sorgfalt und wachsamen Umsicht.

Dass aber rechtgläubige Männer auf die bischöflichen Stühle erhoben werden, dafür muss man ebenfalls dem allmächtigen Gott ohne Unterlass Dank sagen und allzeit um Erhaltung des allerfrömmsten und allerchristlichsten Herrn S. 456 Kaisers, für seine allerhuldvollste Nachkommenschaft beten, da zu ihren Zeiten die Irrlehrer den Mund nicht auftun dürfen. Denn wenn auch in ihren Harzen die Tollheit ihrer verkehrten Gesinnung kocht, so wagen sie doch nicht zur Zeit eines katholischen Kaisers ihre böse Gesinnung auszusprechen.

Da übrigens Deine Brüderlichkeit von dem Festhalten an den heiligen Konzilien spricht, bekennet Ihr, die erste heilige Synode von Ephesus anzuerkennen. Da ich aber aus den Bemerkungen zu einem häretischen Buche,5 welches mir aus der Kaiserstadt zugesendet worden ist, aus dem mit den Irrlehrern gemeinsamen Tadel einiger katholischer Sätze ersehen habe, dass einige jene Synode von Ephesus für die erste halten, welche einstmals in jener Stadt von den Irrgläubigen abgehalten wurde,6 so ist es durchaus notwendig, dass Eure Liebe bei der Kirche zu Alexandria und Antiochia nach dieser Synode forsche und herausfinde, wie es sich in Wahrheit verhalte. Wenn es Euch aber lieber ist, so wollen wir von hier aus die Akten schicken, welche von alters her in unsern Archiven aufbewahrt sind. Denn jene Synode, welche der ersten von Ephesus unterschoben wird, erklärt einige damals aufgestellte Sätze für gebilligt, während dies Behauptungen des Cölestius und Pelagius sind. Da aber Pelagius und Cölestus auf jener Synode verurteilt wurden, wir konnten jene Sätze angenommen werden, deren Urheber verurteilt wurden? S. 457

Da wir aber vernommen haben, dass in den morgenländischen Kirchen niemand zu den heiligen Weihen gelange, außer er habe Geldgeschenke gemacht, so möge Eure Brüderlichkeit, falls Ihr dies als richtig erkennet, es dem allmächtigen Gott als erstes Opfer darbringen, dass Ihr die Euch untergebenen Kirchen von dem Unwesen der simonistischen Häresie säubert. Denn, um von anderem zu schweigen, wie werden solche nach Empfang, der Weihe sein können, die nicht nach Verdienst, sondern durch Geld zu derselben befördert wurden? Der allmächtige Gott beschütze Eure Liebe durch seine himmlische Gnade und verleihe Euch, von der Euch übertragenen Herde vielfältige Frucht und ein überfließendes Maß zur ewigen Freude zu bringen.


  1. 1 Kor 3:11 ↩

  2. Joh 10:8 ↩

  3. Gen 31:38,39 ↩

  4. "Qui fieri dignatus est, quod fecid." ↩

  5. Nämlich aus den Bemerkungen des konstantinopolitanischen Zensors zu dem bei dem isaurischen Priester Athanasius gefundenen häretischen Buche. Siehe Brief VI. 14. ↩

  6. Bekanntlich traf der nestorianisch gesinnte Patriarch Johannes von Antiochia samt 40 Bischöfen erst nach den dogmatisch entscheidenden Sitzungen zu Ephesus ein und hielt dann mit seinem Anhang eine Gegensynode. Es scheint, dass durch Versehen einiger Abschreiber auch Beschlüsse dieser Aftersynode unter die Akten der echten Synode gekommen waren. ↩

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