VI. (10.) An den Subdiakon Savinus.
An den Subdiakon Savinus.
Inhalt: Das fünfte Concilium (Konstantinopel 553) habe nichts beschlossen, was dem Concilium zu Chalcedon zuwider wäre. Die dogmatischen Beschlüsse des letzteren Conciliums seien vor Allem festzuhalten. Adressat solle daher seine schismatische Haltung aufgeben.
Boshafte Leute sind dahergekommen und haben Euer Herz in Verwirrung gesetzt, ohne zu wissen, was sie reden und behaupten, wenn sie angeben, daß zur Zeit Justinians, frommen Andenkens, Etwas von der hl Synode zu Chalcedon hinweggenommen worden sei. Wir verehren dieselbe vielmehr mit aller Treue und Hingebung. Die vier Concilien1 der heiligen allgemeinen Kirche stehen bei Uns in gleichem Ansehen wie die vier Bücher des hl. Evangeliums. Freilich ist zu den Zeiten jenes Justinian, frommen Andenkens, Etwas über die Personen in Frage gekommen, über welche nach Schluß der Synode2 verhandelt worden war, S. 148 jedoch ist dabei weder der Glaube in irgend Etwas verletzt noch über die Personen etwas Anderes beschlossen worden, als auf der hl. Synode zu Chalcedon geschehen war. 3Sollte Jemand wagen, Etwas von den Glaubensbestimmungen jener Synode zu läugnen oder deren Sinn zu deuten, als könnte er ihn verbessern, so tbun Wir einen Solchen in den Bann. Alles halten Wir so fest, wie es dort erklärt worden ist. Dir, liebster Sobn, steht es also zu, zur Einheit der heiligen Kirche wieder zurückzukehren, damit Du Dein Leben im Frieden beschließen könnest und nicht etwa der böse Geist, dem andere Sünden keine Mächt über Dich verleihen, in dieser Sache einen Anhaltspunkt finde, um Dir den Zutritt zum Himmelreich zu verschließen.
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Gregor verlangt von den illyrischen Schismatikern keine breite Anerkennung des fünften Conciliums, sondern nur Anschluß an Rom. Den Grund hievon siehe I. B. S. 11 dieser Uebersetzung. ↩
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Als das Concilium zu Chalcedon (451) schon geschlossen war, würde der Antrag gesstellt, die Schriften des Theodor von Mopsueste, des Ibas und des Theodoret als nestorianisch zu verdammen. Das Concilium aber, welches ja gegen den entgegengesetzten Irrthum des Euthyches zu kämpfen hatte, hielt Dieß nicht für opportun. ↩
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Die Päpste haben von jeher nur den dogmatischen Theil der chalcedonensischen Beschlüsse approbirt, nicht aber, was dort hinsichtlich des Bischofs von Konstantinopel als Patriarchen des Orients beschlossen worden war. ↩