5.
Die Furcht vor Gott fesselte in der Grube die Löwen, die mit dem Gerechten [Daniel], der Gott fürchtete, dort eingeschlossen waren. Wie Eisen war der Körper jenes Heiligen für ihre Zähne, und weil er voll Gottesfurcht war, zähmte er die Verderber. Den herrlichen und schönen Jünglingen, die aus Gottesfurcht die Furcht vor dem Könige verachteten und das tote Bild verspotteten, machte sie [die Gottesfurcht] das Feuer, dessen Flammengewalt jedem Nahenden schrecklich war, zu einem betauten Arme, sie zu umfangen und zu küssen. Gleich einer zärtlichen Mutter, die ihre Kinder umarmt und küßt, umfing und küßte die Flamme die Jünglinge. Sie löste ihnen ihre Fesseln, weil sie die Macht ihres Herrn an ihnen sah, hielt ihre Glut von ihnen zurück und beschützte sie mit Tau. Weder Wasser noch Feuer, weder Tiere noch ganze Völker: nichts gibt es, was jenen, die Gott fürchten, Furcht einflößen würde. Wer sich vor Gewässern fürchtet, der denke an den großen Moses, den das große Meer nicht erschreckte, sondern beim Durchzuge verherrlichte. S. 70 Wer sich vor dem Feuer fürchtet, der schaue auf die Jünglinge im Ofen, die das Feuer nicht erschreckte, sondern mit seinen Flügeln 1 liebkoste. Wer sich vor den Tieren fürchtet, der blicke auf den Gerechten in der Grube, der die Löwen so zahm wie unschuldige Lämmer machte. Wer vor Völkern bebt, die mordlustig nach Krieg dürsten, der liebe das Gebet des Ezechias, das viele Tausende niederstreckte 2. Die Märtyrer fürchteten sich nicht vor dem Feuer und bebten nicht vor seiner Glut zurück. Weder Leiden noch Drangsale, weder Schwerter noch Sägen erschreckten sie 3. Nichts gibt es, was über die Furcht Gottes den Sieg davonzutragen vermöchte. Alle Leiden und Todesarien besiegt sie. Ja, gar nichts gewinnt über sie den Sieg, weil sie mit großer Kraft gegürtet ist. Die Furcht gleicht der Liebe, die Liebe gleicht der Erbarmung, und diese drei Tugenden bilden eine Wohnung für Gott.
