4.
Wenn die Gottesfurcht [in einer Seele]) herrschend wird, macht sie mit sich auch die Demut herrschen. Dann läßt sich Gott herab und nimmt in der Seele seine Wohnung, bleibt in ihr, weilt in ihr, ist sozusagen ihr Hüter und vertreibt aus ihr alle Schrecknisse. Die Seraphim zittern vor seinem Glanze, und die Cherubim erbeben vor ihm. Zeigt er sich seinen Geschöpfen, so verschwinden sie wie Rauch, und wenn er den Welten seine Gewalt kundtut, entbrennen sie wie Stoppeln und vergehen; welche Furcht aber kann in den kommen und welcher Schrecken dem nahen, in dessen Seele Gott sich niedergelassen hat und darin als Einwohner weilt? Nur weil wir die Furcht Gottes, vor dem alles angstvoll zittert, verlassen haben, fürchten wir uns vor den Tieren, die unserem Joche unterworfen sind, vor den Tieren, die unser Schöpfer uns vom Anfang an unterjocht und gegeben hat, nicht damit wir uns vor ihnen fürchten, sondern daß sie vor uns erbeben, „Furcht und Schrecken vor euch befalle die ganze Schöpfung!“ 1 So sprach Gott schon anfangs zu dem S. 69 Menschen; allein wir haben die schöne Ordnung verkehrt, so daß wir uns vor ihnen fürchten und vor ihnen fliehen, weil wir die Furcht Gottes verloren haben. Weil wir uns vor Gott nicht fürchten, daher kommt es, daß wir uns vor den Tieren fürchten, und weil wir seine Gebote nicht beobachten, darum jagen uns sogar Käfer Schrecken ein. Aus Furcht fliehen wir häßliches und abscheuliches Gewürm, das wir mit Füßen zu treten geheißen sind 2, und erschaudern davor voll Schrecken. Vor der verfluchten Schlange fürchtest du dich, aber vor Gott fürchtest du dich nicht! Vor einem Skorpion weichst du entsetzt zurück, aber vor dem Worte Gottes zitterst du nicht! Ein Kamel erregt dir Furcht, ein Löwe jagt dir Angst ein, vor einem Bären, Panther, Hund fliehst du erschrocken und von Schauder ergriffen, [aber vor Gott fürchtest du dich nicht!] 3.
