2.
Wohlan nun, Soldat Christi, mach’ dir aus den einzigen Beispielen menschlicher Dinge eine Vorstellung in den ewigen Gütern. Bestimme dich für eine Lebensweise, die an kein Haus, keine Stadt, keinen Besitz gebunden ist. Sei frei und abgelöst von allen weltlichen Sorgen; weder das Verlangen nach einer Gattin noch die Sorge um ein Kind möge dich fesseln. Denn das verträgt sich nicht mit dem göttlichen Kriegsdienst. „Denn die Waffen in unserm Kriegsdienste sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott.“ 1 Weder besiegt dich die Natur des Fleisches, noch ängstigt sie dich wider deinen Willen, noch macht sie dich aus einem Freien zu einem Gefangenen. Suche nicht auf Erden Kinder zu hinterlassen, sondern in den Himmel zu führen, nicht dich durch fleischliche Ehen binden zu lassen, sondern nach geistigen zu streben, über Seelen zu herrschen und geistig Kinder zu erzeugen. Ahme den himm- S. 13 lischen Bräutigam nach, vernichte die Angriffe der unsichtbaren Feinde, bekämpfe die Fürstenthümer und Gewalten und vertreibe sie zuerst aus deiner eigenen Seele, damit sie in dir keinen Besitz haben, dann aus denen, die zu dir ihre Zuflucht nehmen und dich zu ihrem Führer und Vorkämpfer aufstellen, um durch deine Reden geschützt zu werden. Zerstöre die Trugschlüsse, welche gegen den Glauben Christi ausgestellt werden, bekämpfe die gottlosen und boshaften Vernunftschlüsse durch die Lehre der Gottesfurcht. Denn es heißt: „Indem wir Vernunftschlüsse niederwerfen und jegliche Erhöhung, die sich erhebt wider die Erkenntniß Gottes.“ 2 Und vertraue vor Allem auf die Hand des großen Königs, welche die Feinde schreckt und zur Umkehr nöthigt, sobald sie sich nur sehen läßt; will er aber, daß du durch Gefahren tüchtig werdest, und daß sein Heer mit dem feindlichen handgemein werde, dann sei gerüstet und laß dich von keiner Beschwerde besiegen, sei unerschütterlichen Geistes bei jeder Gefahr und ziehe bereitwillig von Land zu Land, von Meer zu Meer; "denn wenn sie euch verfolgen,“ heißt es, „fliehet von Stadt zu Stadt.“ 3 Und wirst du vor Gericht gerufen und vor die Obrigkeit gestellt, und mußt du die Wuth der Völker erdulden, den schrecklichen Blick des Henkers sehen, seine rauhe Stimme hören, den furchtbaren Anblick der Marterwerkzeuge ertragen, die Martern dulden und bis zum Tode kämpfen, so verliere bei allem Diesem den Muth nicht, habe Christus vor Augen, welcher Dieses deinetwegen erduldet hat, wohl wissend, daß du um Christi willen Dieses leiden mußt und darin siegreich sein wirst. Denn du folgst dem siegreichen Könige, der will, daß du an seinem Siege Theil haben sollst. Denn wenn du stirbst, bist du nicht besiegt, sondern dann hast du erst vollständig gesiegt, weil du dir bis ans Ende die Wahrheit unverändert bewahrt und den Freimuth für die Wahrheit unerschüttert erhalten hast. S. 14
