Vorwort
Liberius wird nebst Anastasius II. und Honorius als Waffe gegen das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit mißbraucht; hier liefern uns seine Briefe den Beweis, daß er den wahren Glauben nicht nur nie verlassen, sondern denselben stets festgehalten, mit Entschiedenheit und Freimuth und Opferwilligkeit vertheidigt habe; wir hören aus seinen Schreiben an Osius und Cäcilianus seinen Schmerz über den Fall seiner Gesandten, ersehen aus seinen drei Briefen an Eusebius von Vercelli seinen rastlosen Eifer für die Erhaltung des wahren Glaubens, bewundern in dem Briefe an den Kaiser, in den Gesprächen mit diesem und dessen Gesandten Eusebius seinen gottbegeisterten Muth, lernen aus dem Briefe an die des Glaubens wegen verbannten Bischöfe seine Sehnsucht nach dem Martyrium kennen und theilen mit ihm die Freude, welche er aus dem Briefe der semiarianischen Bischöfe über ihre Rückkehr empfand und in seinem Antwortschreiben an diese ausdrückte. 2— S. 200 Ausser diesen uns erhaltenen echten Schreiben besitzen wir noch eine Reihe von apokryphen Briefen, wie zwei Schreiben an die Orientalen, eines anUrsacius, Valens und Germinius, an Vincentius von Capua (welche im anomäischen Interesse compilirt wurden); ferner den wenigstens zweifelhaften Brief an die Bischöfe Italiens und seinen angeblichen Briefwechsel mit Athanasius. welcher zum größten Theile von Pseudoisidor fabricirt ist; endlich sind in der Sammlung von 26 Büchern drei falsche Decrete aufgeführt. S. 201
Sein Gedächtnißtag ist der 12. April. ↩
Der hl. Ambrosius hat uns in seinem Werke „über die Jungfrauen" III. 1—3 eine Rede des P. Liberius aufbewahrt, welche derselbe am Weihnachtsfeste, als Marcellina, die Schwester des hl. Ambrosius, feierlich das Gelübde der Jungfräulichkeit ablegte, gehalten hat; vgl. dieselbe in unserer Bibl. d. Kirchenv. unter den ausgew. Schriften des hl. Ambrosius Bd.I. S. 76ff. ↩
