2.
Die Lebensgeschichte des heiligen Gregorius hat uns der gleichzeitige armenische Schriftsteller Agathangelus1 mitgetheilt, deßgleichen der von Gregorius als erster Abt des Klosters des heiligen Johannes des Täufers in der armenischen Provinz Taron eingesetzte Zenobius Klag und nach diesen S. 5 Moses von Chorene. Auch der heilige Johannes Chrysostomus erzählt Manches über den heiligen Gregorius in dem Encomium,2 welches er während seiner Verweisung nach Armenien vorzüglich auf Ansuchen des dem heiligen Gregor verwandten Bischofs Dioskorus in der Stadt Kokisi an seinem Festtage vor einem zahllos versammelten Volke hielt.
Der Vater des heiligen Gregorius war Anak, ein Parther, einer der vornehmsten Fürsten von königlichem Geschlechte unter Artaban, König von Persien, auch verwandt mit dem armenischen König Chosroe I. dem Großen (214-259 n. Chr.). Seine Mutter hieß Ogohe, welche ihn im Jahre 257 in der damaligen Hauptstadt Walarschapat gebar. Nach dem gewaltsamen Tode seiner heidnischen Eltern flüchtete sich seine christliche Amme mit ihm nach Caesarea in Cappadocien, wo er im Alter von zwei Jahren die heilige Taufe empfing. Als Gregorius erwachsen war, nahm er Maria, eine Tochter des armenischen Fürsten David, zur Gemahlin, welche ihm zwei Söhne gebar, den Aristaces und den Werthanes. Im Jahre 286 gelangte Tiridates (Trdat) zur Herrschaft über Armenien und nun kam Gregor in dessen Dienste. Mit dem Eintritte in diesen Dienst beginnt die Martergeschichte des heiligen Gregorius. Trdat suchte ihn zum Götzendienste zu bewegen, jedoch immer ohne Erfolg; deßhalb mußte er verschiedene Martern erdulden; zuletzt wurde er in eine tiefe, mit Schlangen erfüllte Grube geworfen, wo er, durch ein göttliches Wunder erhalten, lange verborgen blieb. Da traf es sich, daß, um den Verfolgungen des römischen Kaisers S. 6 Diokletian zu entgehen, die Nonne Ripsime und deren Gefährten nach Armenien geflüchtet kamen, dort aber auf Befehl des Trdat gemartert wurden. Zur Strafe hiefür ward Trdat, wie Agathangelus, Zenobius und der heilige Chrysostomus bezeugen, ähnlich dem Nabuchodonosor3 der menschlichen Gestalt beraubt und in jene eines wilden Schweines verwandelt. In Folge eines Traumgesichtes bewirkte Chosrowiducht, die Schwester des Königs, die Befreiung Gregor's aus der Grube. Durch dessen Gebet wurde Trdat wieder von seiner Strafe befreit, im christlichen Glauben unterrichtet und zu demselben bekehrt. Darauf wurde Gregor zum geistlichen Hirten der armenischen Nation erwählt und nach Cäsarea geschickt, um dort von dem heiligen Bischof Leontius zum Priester und Bischof geweiht zu werden. Dieses geschah im Jahre 301 n. Chr. Von dort nahm Gregorius mehrere Geistliche mit sich nach Armenien, darunter die heiligen Mönche Anton und Gronides, sowie den Zenobius Klag. Nun begann er das Werk der Zerstörung der Götzentempel und der Erbauung von Kirchen. Trdat wurde nach vorausgegangenem Fasten am Ufer des Euphrat getauft nach dem Zeugnisse des mitanwesenden Agathangelus. Nachdem Gregor noch Schulen und Klöster errichtet hatte, zog er sich in die Einsamkeit zurück in die Höhle Mani, nachdem er seinen Sohn Aristaces zum Bischof geweiht und zu seinem Coadjutor bestimmt hatte (im Jahre 318). Noch in dem nemlichen Jahre begleitete Gregor mit Aristaces den König Trdat auf der Reise nach Rom zum Papste Silvester I. (314-335), welcher ihm die Würde eines Patriarchen über ganz Armenien ertheilte, mit allen S. 7 Vorrechten der drei anderen damaligen Patriarchen von Antiochien, Alexandrien und Jerusalem. Fünf Jahre nach seiner Rückkehr begann das erste ökumenische Concil von Nicäa im Jahre 325 gegen die Arianer, welche leugneten, daß Christus wahrhaft Gott oder mit dem Vater gleichen Wesens sei. Als Gregor, welcher zu diesem Concil den Aristaces abgesandt hatte, die Beschlüsse des Concils erhielt, nahm er dieselben feierlich an und fügte seinerseits noch einige Canones für die armenische Kirche bei, deren Aechtheit jedoch nicht festgestellt ist. Von dem Jahre 331 an zog sich Gregorius zurück und starb nach sechs Jahren (337) im Alter von achtzig Jahren in der Einsamkeit; sein Leichnam wurde erst später wunderbarer Weise aufgefunden und in der Burg Thortan begraben. Kaiser Zeno ließ seine Reliquien nach Constantinopel bringen, nur die beiden Arme blieben zurück, von denen der eine in der Hauptkirche Etschmiadsin zu Wagharschapat, der andere in der Kirche der heiligen Sophia zu Sis aufbewahrt wird, während das Haupt in Neapel und andere Reliquien in der italienischen Stadt Nardo sich befinden.
Agathangelus, ein Römer von Geburt, war Sekretär des armenischen Königs Tiridates des Großen (286-342), somit Augenzeuge. Sein Geschichtswerk, in welchem er die Bekehrung des Königs Tiridates zum Christenthum, sowie das Leben des heiligen Gregorius erzählt, ist von den Mechitaristen in St. Lazzaro bei Venedig im Jahre 1835 in armenischer Sprache erschienen. ↩
St. Chrysostomi opera XÄ 823. Übersetzt von Villefroi. Paris 1735. ↩
Dan 4, 22. 29. ↩
