3.
Außer den obengenannten Canones werden dem heiligen Gregorius mehrere Gebete des armenischen Brevieres, sowie eine armenische Liturgie1 zugeschrieben. Das Hauptwerk des heiligen Gregor aber, bisher nur im armenischen Texte bekannt, ist das vorliegende, welches nun zum ersten Male in deutscher Uebersetzung erscheint. Es führt den Titel: S. 8 Hadschachapatum, d.h. (xxx). Gregorius soll dieses Buch im hohen Alter geschrieben haben. Die erste Ausgabe erschien zu Constantinopel 1737; handschriftlich befinden sich diese Reden auf der Bibliothek zu Paris in armenischer und griechischer Sprache. Neumann, welcher das vierte Jahrhundert als den Vorläufer des goldenen Zeitalters der armenischen Literatur bezeichnet, schreibt hierüber:2 „Diese Reden wären, vorausgesetzt, daß ihre Aechtheit gegen alle Einwendungen der historischen Kritik behauptet werden könnte, von großer Wichtigkeit zur Erkenntniß sowohl der Lehrsätze als der Liturgie der ältesten armenischen Kirche. Die letzte dieser Reden enthält eine Instruktion für Mönche, deren Erwähnung in so früher Zeit die Aechtheit des ganzen Werkes sehr bezweifeln läßt.“ Was nun diese Instruktion betrifft, so wäre diese an sich gerade nicht nothwendig ein Beweis für die Unächtheit des ganzen Werkes. Denn Neumann berichtet selbst,3 daß Gregor Schulen und Klöster gegründet und daß er den vormaligen Bischof Zenobius Klag zum ersten Abt des Klosters des heiligen Johannes des Täufers in der Provinz Taron eingesetzt habe.4 Aus inneren Gründen ließe sich für die Aechtheit des S. 9 Werkes anführen, daß in einer Rede (S. 243) des Fürstengeschlechtes der Arsaciden rühmend gedacht wird, welches zu des Gregorius Zeit und bis zum Jahre 428 n. Ch. die Herrschaft über Armenien hatte. Die oftmalige Bezugnahme auf das Geheimniß der allerheiligsten Dreifaltigkeit mag ein weiterer Beweis sein, da ja gerade zur Zeit Gregor's das Concil von Nicäa nähere Bestimmung besonders über das Verhältniß des Sohnes zum Vater gegeben hat. Auch findet sich in den Reden eine Stelle, in welcher Gregorius schreibt: „Ich will euch schreiben und belehren, meine Brüder und Kinder! die ich durch das Evangelium Christi erzeugt habe“ (S. 200), Worte, welche, an die Armenier gerichtet, nur von Gregorius gesprochen sein können; denn gleichwie Paulus sich den Corinthern gegenüber, die er zum Glauben bekehrt hatte, als ihren geistigen Vater bekennt,5 so auch Gregorius, der Erleuchter der Armenier. Ferner heißt es in den Reden S. 236: „Auch Manche von den Unsrigen sind abgefallen vom Worte der Wahrheit, zu dessen Schülern wir sie gemacht haben.“
Cod. arm. VI. Monac. in der kgl. Staatsbibliothek zu München enthält außer den in's Armenische übersetzten Liturgieen des heiligen Athanasius, Chrysostomus, Vasilius und der Liturgie der Lateiner auch die des heiligen Gregorins Lusavoritsch mit einem Bildnisse desselben. ↩
Versuch einer Geschichte der armenischen Literatur. Nach den Werken der Mechitaristen frei bearbeitet von C. F. Neumann. Leipzig. J. A. Barth. 1836. S. 13 sq. ↩
l.c. pag. 16 und 20. ↩
Schon der ägyptische Einsiedler Antonius rief in Verbindung mit Paulus von Theben die einzelnen zerstreut lebenden Anachoreten zu einem gemeinschaftlichen Leben zusammen. Basilius der Große war der größte Beförderer des Mönchslebens im Oriente und schrieb selbst eine Mönchsregel, welche noch heute im Oriente in Geltung ist. ↩
1Kor 4,15. ↩
