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1. Unser Erzieher ist also das Wort, das durch Ermahnungen die widernatürlichen Leidenschaften der Seele heilt. Denn im eigentlichen Sinn heißt Heilkunst die Hilfeleistung bei den Krankheiten des Körpers, eine durch menschliche Weisheit lehrbare Kunst.1 Aber das Wort des Vaters ist allein heilender Arzt menschlicher Schwachheit und heiliger Beschwörer für die Krankheiten der Seele. „Rette, mein Gott,“ so steht geschrieben, „deinen Knecht, der auf dich hofft; erbarme dich meiner, S. 209 Herr, denn zu dir werde ich den ganzen Tag rufen!“ 2
2. „Denn die Heilkunst“, sagt Demokritos, „heilt die Krankheiten des Körpers, die Weisheit aber befreit die Seele von den Leidenschaften.“ 3 Aber der gute Erzieher, die Weisheit, das Wort des Vaters, er, der den Menschen erschuf, sorgt für das ganze Geschöpf, und seinen Leib und seine Seele heilt der allheilende Arzt der Menschheit.
3. „Stehe auf“, sagt der Heiland zu dem Gichtbrüchigen, „nimm das Bett, auf dem du liegst, und gehe nach Hause!“ 4 Und sofort wurde der Kranke gesund. Und zu dem Gestorbenen sagte er: „Lazarus, komm heraus!“ Und der Tote kam aus dem Grabe heraus, 5 so wie er war, bevor er krank wurde, da er sich (während des früheren Lebens) innerlich auf die Auferstehung vorbereitet hatte.
4. Aber auch die Seele für sich allein heilt er durch Gebote und Gnadengaben; doch hält er mit den Anweisungen vielleicht noch etwas zurück, an Gnadengaben aber reich sagt er zu uns Sündern: „Vergeben sind dir die Sünden.“ 6
5. Wir aber sind gleichzeitig mit dem Gedanken daran unschuldige Kinder geworden, indem wir die beste und sicherste Stelle von seiner alles herrlich ordnenden Macht zugewiesen erhalten, die es zuerst mit dem Weltall und dem Himmel und den Umdrehungen und Kreisen der Sonne und den Bewegungen der übrigen Gestirne wegen des Menschen zu tun hat, dann aber mit dem Menschen selbst, dem die ganze Mühe gilt.
6. Und da sie ihn für ihr erhabenstes Werk hält, hat sie seine Seele mit Weisheit und Besonnenheit für den richtigen Weg ausgerüstet, seinen Körper aber mit Schönheit und Ebenmaß gebildet; was aber die Taten des Menschengeschlechtes betrifft, so hat sie ihnen sowohl das, was an ihnen selbst gut und glücklich ist, als auch ihre eigene schöne Ordnung eingeflößt.
