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Weil Celsus hierauf die Stellen der Schrift, nach denen Gott scheinbar menschlich denkt und fühlt, wo „Zornesworte“ wider die Gottlosen und „Drohungen“ wider die Sünder ausgesprochen werden, ohne sie zu verstehen, verspottet, so haben wir darauf zu entgegnen: Wie wir im Gespräch mit kleinen Kindern nicht die ganze Kraft unserer Beredsamkeit entfalten wollen, sondern uns ihrer schwachen Fassungskraft anpassen und das sagen und auch tun, was wir zur Erziehung und Zurechtweisung der Kinder als zweckmäßig erachten, so scheint das Wort Gottes die Schrift danach eingerichtet zu haben, dass es die Berichte der Fassungskraft der Hörer und ihrem Nutzen entsprechend so abmaß, wie es sich ziemte. Über eine solche Art der Berichterstattung von dem, was Gott betrifft, lesen wir im allgemeinen so im Deuteronomium: „Es trug sich der Herr, dein Gott, nach deiner Sinnesart, wie wenn ein Mann seinen Sohn trägt“1 . Gleichsam eines Menschen „Sinnesart“ zum Besten für die Menschheit „tragend“ redet der Geist Gottes solche Worte: denn für die große Menge war es kein Bedürfnis, dass Gott das, was zu solchen Leuten gesagt werden sollte, in einer Weise offenbarte, die seiner Größe entsprach. Wem es aber um ein gründliches Verständnis der Heiligen Schrift zu tun ist, der wird in ihr die Dinge finden, die sie „geistig“ nennt, und die für jene bestimmt sind, die „geistig“2 S. 392 heißen, wenn er den Sinn des für die Schwächeren Gesagten mit dem Sinn desjenigen vergleicht, was den geübteren Forschern mitgeteilt wird. Dieser doppelte Sinn ist oftmals in einer und derselben Stelle für den enthalten, der imstande ist, sie richtig zu verstehen.
