2.
Den Zweck der Kleidung gab der Apostel in einem einzigen Ausspruche an, indem er sagte: „Wenn wir Nahrung und Bedeckung haben, so sind wir damit begnügt“1 d. h. wir bedürfen nur soviel als nöthig ist, uns zu bedecken, nicht zum Prunke und zur Putzsucht, wodurch wir in die verbotene Eitelkeit fallen, um nicht noch Schlimmeres zu sagen. Denn diese Dinge sind erst durch die unnützen und eiteln Künste in das Leben eingeführt worden. Auch ist ja die erste Art von Bekleidung bekannt, welche Gott den Dürftigen gab. „Denn Gott machte ihnen,“ heißt es, „Kleider aus Fellen.“2 Denn zur Bedeckung der Scham war der Gebrauch solcher Kleider hinreichend. Da aber noch ein anderer Zweck hinzu kommt, nämlich der, daß wir durch die Kleider erwärmt werden, so muß der Gebrauch derselben Beidem entsprechen: der Bedeckung unserer Scham und der Abhaltung der schädlichen Einwirkung der Luft. Da aber von den Kleidern einige mehrfach, andere weniger gebraucht werden können, so müssen wir diejenigen vorziehen, welche zu einem mehrfachen Gebrauche angewendet werden können, so daß in keiner Weise die Armuth Schaden leidet dadurch, daß wir einige Kleider zum öffentlichen Auftreten, andere zum häuslichen Gebrauche und wieder andere für den Tag und andere für die Nacht haben. Im Gegentheile müssen wir uns eine solche Kleidung zu beschaffen suchen, die uns zu Allem ausreichen kann, sowohl zum anständigen Anzuge bei Tage als auch zur nöthigen Bedeckung bei der Nacht. S. 105 Daraus folgt aber, daß wir in der Kleidung mit einander übereinstimmen müssen, und daß der Christ an der Kleidung wie an einem ihn auszeichnenden Merkmale kenntlich sein muß. Denn was nach einem Ziele strebt, hat gewöhnlich das gleiche Äussere.
