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Es ist aber auch die eigenthümliche Art der Kleidung deßhalb nützlich, weil sie Jeden im Voraus kenntlich macht und das Gelübde des Gott gefälligen Lebens bezeugt, so daß denn auch Diejenigen, welche mit uns zusammen kommen, eine der Kleidung entsprechende Handlungsweise fordern. Denn das Unanständige und Ungeziemende ist bei gewöhnlichen und bei Großes versprechenden Menschen verschieden. Denn wenn einer aus dem Pöbel oder den gewöhnlichen Menschen öffentlich schlägt oder geschlagen ungeziemende Reden ausstößt, sich in Wirthshäusern herumtreibt und sonst Unziemendes thut, so wird Niemand leicht darauf achten, weil man weiß, daß Das, was er thut, seiner ganzen Lebensweise entspricht; versäumt dagegen Derjenige, der sich zu einem vollkommenen Leben bekennt, die geringsten seiner Pflichten, so achten Alle auf ihn, machen ihm darüber Vorwürfe und thun, was gesagt ist: „Sie werden sich umwenden und euch zerreissen.“1 Daher ist das Äussere der Kleidung für die Schwächeren gleichsam ein Erziehungsmittel, sie auch wider ihren Willen vom Bösen abzuhalten. Wie nun der Soldat etwas Besonderes in seiner Kleidung hat, etwas Besonderes der Rathsherr und Andere, woraus man gewöhnlich auf ihre Würde schließt, ebenso ist es geziemend und passend, daß auch der Christ etwas Besonderes in seiner Kleidung habe, um die von dem Apostel überlieferte Bescheidenheit zu bewahren, indem er einmal befiehlt, der Bischof solle bescheiden sein, ein ander Mal bestimmt, die Weiber sollten in anständiger Kleidung erscheinen2 d. h. anständig in dem eigentlich christlichen S. 106 Sinne. Dasselbe sage ich auch von der Fußbekleidung, daß man nämlich Das, was mit der geringsten Mühe und den wenigsten Kosten beschafft werden kann und das Bedürfniß vollkommen befriedigt, zu jeder Zeit vorziehen müsse.
