1. Antwort
Das müssen wir freilich wissen, daß wir weder ein anderes Gebot halten noch selbst die Liebe gegen Gott und gegen den Nächsten erfüllen können, wenn wir mit unsern Gedanken bald da bald dorthin abschweifen. Auch ist es unmöglich, eine Kunst oder Wissenschaft gut zu lernen, wenn man von der einen zur andern übergeht; nicht einmal eine einzige kann sich Der aneignen, der ihr eigentliches Ziel nicht kennt. Denn die Handlungen müssen dem Zwecke entsprechen, da nichts Vernünftiges durch ungeeignete Handlungen vollbracht wird. So wird weder der Zweck der Schmiedekunst durch die Arbeiten der Töpferkunst erreicht, noch werden Siegeskränze der Athleten durch eifriges Flötenspiel erworben, sondern jeder Zweck erfordert auch seine eigene und entsprechend Anstrengung. Daher besteht die Gott wohlgefällige Tugendübung nach dem Evangelium Christi in der Entfernung von den Sorgen der Welt und in der Verbannung aller geistigen Zerstreuungen. Daher hat der Apostel, obgleich die Ehe erlaubt und des S. 63 Segens gewürdigt ist, die mit ihr verbundenen Beschäftigungen den Sorgen um Gott entgegen gestellt, gleich als wenn diese neben einander nicht bestehen könnten, und sagt: „Wer kein Weib hat, sorgt nur für Das, was des Herrn ist, wie er dem Herrn gefalle; wer aber ein Weib hat, sorgt für Das, was der Welt ist, wie er dem Weibe gefallen werde.“1 So hat auch der Herr den Jüngern ihre aufrichtige und nicht wankelmüthige Gesinnung bezeugt, indem er sagt: „Ihr seid nicht von dieser Welt.“2 Anderseits hat er auch bezeugt, daß die Welt nicht im Stande sei, die Erkenntniß Gottes aufzunehmen und den heiligen Geist zu fassen, denn er sagt: „Gerechter Vater, auch hat die Welt dich nicht erkannt.“3 Und: „Der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann.“4
