2.
Kommt ein Anderer von den Weltleuten, so lerne er aus den Werken, wovon ihn das Wort nicht überzeugte, und lerne durch Vorbild und Beispiel sich im Essen mässigen. Er möge sich das Andenken eines christlichen Tisches bewahren und einer Armuth, der man sich Christi wegen nicht schämen soll. Rührt es ihn nicht, sondern spottet er darüber, so soll er uns zum zweiten Male nicht belästigen. S. 100 Wir beklagen es sehr, sehen wir Reiche die Genußsucht unter die ersten Güter setzen, ihr ganzes Leben auf die Eitelkeit verwenden, ihre Lüste zu ihrem Gotte machen, in diesem Leben schon, ohne daß sie es ahnen, den Antheil an den Gütern empfangen und durch die Schwelgerei hienieden in das für sie bereitete Feuer und in dessen Gluth sich stürzen. Und sollten wir Gelegenheit bekommen, werden wir nicht anstehen, ihnen Dieses selbst zu sagen. Machten wir uns nun selbst derselben Fehler schuldig und suchten nach Kräften Das herbeizuschaffen, was zum Vergnügen und zur Schaustellung dient, so fürchte ich, daß wir Das niederreissen, was wir aufzubauen scheinen, und durch Das, worüber wir Andere richten, uns selbst verdammen, indem wir bloß zum Scheine dieser Lebensweise folgen, uns bald so bald anders benehmen, ja selbst unsere Kleider wechseln, wenn wir mit Großen zusammenkommen. Ist Dieß aber schändlich, so ist noch viel schändlicher, Schwelgern zu Liebe unsern Tisch zu verändern. Das Leben des Christen ist einfach und hat zu seinem alleinigen Zwecke die Ehre Gottes; „denn möget ihr essen oder trinken oder etwas Anderes thun, so thut Alles zur Ehre Gottes,“1 sagt Paulus, der in Christus redet. Allein das Leben des Weltmenschen ist unstät und mannigfaltig, bald so bald anders, je nach Gefallen Derjenigen, mit denen sie zusammenkommen.
I. Kor. 10, 30. ↩
