16.
Nachdem er die Wald- und Bauerndiözese übernommen hatte, die zwar noch vor kurzem einen Hirten, den einzigen, der vor ihm der Diözese zur Ehre gereichte, einen bewundernswerten, engelreinen Mann, ehrlicher als die heutigen Führer des Volkes, besaß, die aber nach dessen baldigem Hingang infolge der S. 365 Führerlosigkeit wiederum sehr vernachlässigt wurde und verwilderte, da bändigte er zunächst die Sitten der Menschen unschwer durch seine Worte voll Hirtenweisheit und durch sein eigenes Beispiel, indem er gewissermaßen zu einer geistigen Statue wurde, an der jede tugendhafte Handlung schön zum Ausdruck kam. Infolge seiner eifrigen Beschäftigung mit dem göttlichen Worte gewann er sodann, trotzdem er sich erst spät damit befaßte, in kurzer Zeit solche Weisheit, daß er in nichts hinter irgendeinem von denen, welche sich schon längst damit beschäftigt hatten, zurückstand und von Gott die außerordentliche Gnade empfing, Vater und Lehrer der Orthodoxie zu werden. Nicht paßte er sich wie die modernen Gelehrten den Zeitverhältnissen an, nicht verteidigte er unsere Lehre mittelmäßig und mit schönen Phrasen wie diejenigen, welche die Festigkeit des Glaubens nicht kennen oder mit der Wahrheit Geschäfte treiben. Die Gebildeten übertraf er durch Frömmigkeit, die Gläubigen durch Gelehrsamkeit; der Bildung wies er die zweite, der Religion die erste Stelle an. Er anerkannte einen Gott, der in der Dreiheit angebetet wird, und Drei (τρία) [tria], welche in einer Gottheit geeint sind. Nicht lehrte er, die Gottheit zusammenziehend und Göttliches verflüchtigend, die Einheit nach der Art des Sabellius; noch lehrte er, dieselbe in an Herrlichkeit und Natur ungleiche, verschiedene Teile trennend, eine Dreiheit wie Arius. Wie kann, wo jedes unfaßbar ist und unseren Verstand übersteigt, das Überragende erkannt oder gelehrt werden? Wie kann man das Unermeßliche messen? Unterliegt denn die Gottheit den gleichen Bedingungen wie das Meßbare, so daß sie in ihrer Höhe und Tiefe gemessen werden könnte?
