26.
Er nennt ihn Sohn Gottes und sagt zugleich, daß er aus dem Samen Davids geboren und als Sohn Gottes dargetan sei und beglaubigt werde. Wie nun, sag mir: Kann Gott aus dem Samen Davids entsprossen sein? Und wie kann der, der vor Zeiten und von Ewigkeit her Sohn war, hervorgegangen aus dem Vater, wie kann er als Gottessohn dargetan worden sein, wenn er erst ins Dasein eingeführt wurde? Er hat ja selbst von sich gesagt: „Es sprach der Herr zu mir: Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt„,1und „heute“ bezeichnet doch nicht die Vergangenheit, sondern stets die Gegenwart. Tief ist das Geheimnis, ja für diejenigen, die da teilen und trennen, ist es überhaupt nicht aufzuhellen und nicht zu durchdringen, während für die, die den Emmanuel zu einer Einheit verknüpfen, das ungetrübte Verständnis der heiligen Lehrsätze naheliegt, ja sich von selbst aufdrängt. Denn da der dem Erzeuger gleichewige und vor aller Zeit existierende Sohn zur Natur des Menschen herabgestiegen ist, nicht die Gottheit preisgebend, sondern die Menschheit annehmend, so kann man sich unschwer vorstellen, daß er aus dem Samen Davids geboren worden ist und in der Menschheit eine ganz neue Geburt gehabt hat. Das aber, was er angenommen hat, ist ihm nicht fremd, sondern wahrhaft sein eigen. Es wird deshalb als eins mit ihm angesehen, wie denn Entsprechendes sehr leicht auch bei der zusammengesetzten Menschennatur zu beobachten ist. Denn diese ist zusammengesetzt aus zwei der Natur nach ungleichen Bestandteilen, Seele nämlich und Leib, und beides zusammen stellt einen Menschen dar, so zwar, daß bisweilen nach dem Fleische allein das ganze Lebewesen benannt, aber auch unter dem Namen der Seele S. 54 beides, Seele und Leib, verstanden wird. In gleicher Weise sind nun auch die Aussagen über Christus aufzufassen. Denn es ist ein Sohn und ein Herr Jesus Christus, sowohl vor dem Dasein des Fleisches als auch nach dem Erscheinen als Mensch.
Ps. 2, 7. ↩
