Das Sakrament der „Kommunion“ oder „Gemeinschaft“.
1) Nach einem Gebet am Altar beginnt der Bischof daselbst den Inzens und umwandelt räuchernd die ganze Kirche. 2) An den Altar zurückgekehrt intoniert er den Psalmengesang, worauf die ganze Gemeinde einfällt. 3) Es folgt die Lesung aus den heiligen Schriften durch die Diakone. 4) Jetzt werden Katechumenen, Büßer und Energumenen aus der Kirche entlassen; nur die eigentlichen Mitglieder der Gemeinde bleiben zurück. Diakone („Liturgen“) übernehmen die Bewachung der Türen. 5) Das ganze Volk singt das Credo. 6) Brot und Wein wird unter Verhüllung von den besonders ausgewählten Diakonen an den Altar getragen. 7) Der Bischof spricht ein Gebet und verkündet allen den Frieden, den man sich gegenseitig gibt. 8) Darauf beginnt die Verlesung der Diptychen. 9) Hernach waschen Bischof und Priester die Hände. 10) In die Mitte des Altars getreten, von den Priestern und „höheren Liturgen“ umgeben, preist der Bischof die Großtaten Gottes. 11) Daran schließt sich die Vollziehung des heiligsten Teils der Liturgie (Konsekration, Elevation, Brot- S. 120 brechung, Kommuniongebete) 1. 12) Der Bischof kommuniziert selbst und ladet die übrigen Teilnehmer an der Feier dazu ein. 13) Zuletzt versenkt er sich in fromme Danksagung und schwingt sich in seliger, innerlicher Beschauung zum Urquell der Sakramente empor, während das Volk mehr an den äußeren, sichtbaren Zeichen haftet 2.
Hat der Hierarch das heilige Gebet vor dem göttlichen Altar vollendet, so beginnt er an demselben die Räucherung und wandelt durch den ganzen Umkreis des heiligen Ortes. An den Altar Gottes wieder zurückgekehrt stimmt er den heiligen Psalmengesang an und die ganze Versammlung in ihren gegliederten Rangstufen singt die heiligen Psalmenworte mit. Daran schließt sich der Reihe nach das Vorlesen der heiligen Schriften durch die Liturgen. Hernach werden die Katechumenen und nebst ihnen die Energumenen und die im Stande der Buße Befindlichen aus dem heiligen Raum entfernt, diejenigen aber, welche der Betrachtung und Gemeinschaft der göttlichen Geheimnisse würdig sind, bleiben zurück. Einige der Liturgen stehen an den verschlossenen Türen des Tempels, andere verrichten irgend einen andern Dienst, der zu ihrem Stande gehört. Die bevorzugten Glieder aus der Klasse der Liturgen3 aber stellen im Verein mit den Priestern das heilige Brot und den Trank der Segnung auf den Altar Gottes, nachdem vorher von der ganzen, vollversammelten Gemeinde das Bekenntnis des allgemeinen Lobgebetes abgelegt worden ist. Dabei vollendet der gotterfüllte Hierarch ein heiliges Gebet S. 121 und kündet allen den heiligen Frieden an. Alle geben einander den Friedenskuß und die geheimnisreiche Verlesung der Diptychen wird zu Ende geführt. Hierarch und Priester waschen die Hände mit Wasser, der Hierarch tritt in die Mitte des göttlichen Altares, um ihn her stehen die Priester und aus den Liturgen die besonders bevorzugten. Jetzt preist der Hierarch die heiligen Gottestaten, vollzieht heilig das Göttlichste und zeigt den Gegenstand des Lobpreises unter den heilig emporgehaltenen Symbolen (Spezies) den Augen des Volkes. Nachdem er dann die Gaben der Gottestaten vorgezeigt hat, wendet er sich selbst dem Genusse derselben zu und ladet die andern dazu ein. Nach der urgöttlichen Kommunion, die er selbst empfangen und andern mitgeteilt hat, schließt er mit einem heiligen Dankgebet. Während die große Menge nur auf die göttlichen Symbole in gebeugter Haltung zu blicken weiß, erhebt er sich selbst im urgöttlichen Geiste immerdar in seligen und geistigen Betrachtungsbildern, wie es seiner hierarchischen Würde in der Reinheit des gottähnlichen Zustandes entspricht, zu den heiligen Urquellen der Sakramente.
Vgl. die Andeutungen unten bei der „Betrachtung“. Die absichtliche Kürze des Verfassers an dieser Stelle erscheint mehr als eine fingierte denn als wahre Nachwirkung der Arkandisziplin. ↩
Auffällig ist die Stellung der Diptychen nach dem Friedenskuß und die Erwähnung des Credo (vgl. Bickell in R.-E. v. Kraus II, 325f. Die Händewaschung ist weit zurückgestellt, wie in den Const. Ap. 8, 11. Siehe die Ausgabe v. F. X. Funk, vol. I 1906. Überhaupt stimmt D. am meisten mit den syrischen Liturgien überein. ↩
D. hat für die Kleriker, welche tiefer im Range als die Priester sind, nur den einen Namen λειτουργοί. Er unterscheidet aber „ἔκκριτοι τ. λ. bevorzugte Liturgen“, einfache Liturgen und kennt auch einen „πρῶτος τ. λ.“, e. h. VII, 2. ↩
