II. Das Mysterium der Myronweihe
Die Reihenfolge der äußeren Akte: Prozession und Inzens, Psalmodie, Lesung, Entlassung der Katechumenen, Energumenen und Büßer, Aufstellung des zugedeckten Myron auf dem Altar, Alleluja, Weihegebet über das Myron, das nunmehr ausgiebigste Verwendung findet.
Ganz auf dieselbe Weise wie bei der Eucharistie werden die Klassen der Unvollkommenen entlassen, nachdem natürlich die hierarchische Prozession mit wohlriechendem Räucherwerk den Umzug gehalten hat und die heiligen Psalmen und die Lesung aus den hochgöttlichen Schriften vollendet sind. Dann nimmt der Hierarch das Myron und stellt es auf den göttlichen Altar indem es ringsum mit zwölf heiligen Flügeln zugedeckt ist1. Alle Anwesenden aber singen mit ehr- S. 147 furchtsvollster Stimme das heilige Lied, welches der Inspiration der gottbegeisterten Propheten entstammt2. Wenn dann der Hierarch das darauf folgende Weihegebet über das Myron vollendet hat, bedient er sich des selben bei den hochheiligen Weihen, wo irgend eine Konsekration vorgenommen wird, fast zu jedem hierarchischen Weiheakte.
Wie man sich diese „zwölf heiligen Flügel“ zu denken hat, lehrt eine Abbildung bei Kraus, R.-E. d. christl. Altertümer I, 530, Fig. 188. Ähnlich dem hier abgebildeten Flabellum, das am Ende eines Holzschaftes einen Engelkopf mit sechs Flügeln zeigt und als Fächer diente, um bei der Feier der Eucharistie die Fliegen zu verscheuchen und die Hitze zu mildern, dürften die figurenartig gebildeten Deckel gewesen sein, mit denen nach D. das Myron zugedeckt war. ↩
Wie unten bei der „Betrachtung“ erläutert wird, ist das „Alleluja“ gemeint. ↩
