§ 2.
1) Die Abschwörungsformel bei der Mönchsweihe, welche alle Zerstreuungen des inneren und äußeren Lebens verbannt, offenbart die höchste Philosophie1, das Bestreben der Einswerdung mit Gott. 2) Die praktische Folgerung ist, daß die Mönche gemäß der Idee ihres bevorzugten Standes auf viele Dinge, welche den Laien gestattet sind, verzichten müssen, um sich einheitlich nach innen zu sammeln und möglichst dem Priesterstande anzugleichen.
Die Abschwörung der Zerstreuungen nicht bloß des äußeren Lebens sondern auch der Phantasievorstellungen offenbart die vollkommenste Weisheit („Philosophie“) der Mönche, welche unter der Kenntnis der zur S. 185 Einswerdung führenden Gebote praktisch gepflegt wird. Denn diese Weisheit ist, wie gesagt, nicht der mittleren Klasse der Weiheempfänger eigen, sondern der höchsten von allen (dreien). Deshalb sind auch viele Dinge, welche von der mittleren Klasse ohne Beanstandung getan werden, den nach Einswerdung strebenden Mönchen durchaus untersagt; sie müssen zu ihrem Einen vereinfacht, zu einer heiligen Monas2 gesammelt und dem priesterlichen Leben nach Möglichkeit angeglichen werden, weil sie in vielfacher Beziehung damit verwandt sind und mehr als die übrigen Stände der Weiheempfänger ihm nahe kommen.
Gegenüber der „heidnischen Philosophie“ bezeichnen die Kirchenväter das Christentum, das ernste Tugendstreben und im besondern Sinne das Leben im Mönchsstande mit dem Worte „Philosophie“ (wahre Philosophie, höchste Philosophie usw). ↩
Von seiner Lieblingsidee der Einswerdung beherrscht, unterlegt D. auch dem Worte μοναχός den mystischen Sinn, der an dieser Stelle entwickelt wird. Die „Monas“ des Mönches streift allerdings wieder ans Neuplatonische. Die Bestimmungen des Konzils von Chalcedon (451) enthalten alle von D. hervorgehobenen Momente des Mönchslebens: Alleinsein, Ehre des Standes, Mönchstracht, Unterordnung unter den Bischof, Liebe zum Frieden, Fasten und Beten, keine Einmischung in die kirchlichen Angelegenheiten, direkte Fürsorge des Bischofs für die Klöster (can. 4). ↩
