DAS GESICHT DES ABBAS ELIAS
Der Abbas Elias, der Einsiedler, erzählte uns einst: Als ich in der Gegend des Jordan in einer Höhle lebte, weil ich mit dem Abbas Makarios, dem Bischof von Jerusalem 544-574, keine Gemeinschaft haben wollte, da klopfte es eines Tages an die Türe meiner Höhle: es war um Mittag und die Hitze furchtbar. Ich schaue hinaus und erblicke ein Weib und sage zu ihr: Was tust du hier? Sie gibt zur Antwort: Herr Abbas, auch ich führe den gleichen Wandel und hause eine Meile von dir in einer kleinen Höhle - und sie wies mir die Gegend im Süden. Nun bin ich durch die Wüste gewandert und mich dürstet von der großen Hitze, tu’ mir die Liebe und gib mir etwas Wasser! Da nahm ich meine Flasche und gab sie ihr. Sie nahm und trank und sagte Lebewohl. Und als sie fort war, fing der Teufel an, mich zu bekämpfen und mir Gedanken an sie einzuflößen - ich unterlag und konnte die Glut nicht mehr ertragen. So nahm ich meinen Stab und ging aus meiner Höhle, obwohl die Hitze auf die Steine niederbrannte und ging ihr nach, um mein Begehren zu erfüllen. Und als ich nur ein Stadion entfernt war und die Begierde mich verzehrte, da wurde ich entrückt und sah die Erde aufgetan und mich hinabgezogen. Und ich schaue tote Leiber, die verfaulen und zerfallen und unerträglichen Geruch ausströmen, und einen Mann von heiligem Aussehen, der zeigte mir alles und sprach zu mir: Sieh, dies ist eines Weibes Leib, dies eines Mannes; genieße, was und wie du willst nach deinem Begehren. Schau, das ist die Luft, um derentwillen du den Lohn deiner Mühen verlieren willst; schau, wie groß die Sünde ist, durch die ihr euch des Himmelreichs berauben wollt. O arme Menschheit! Um einer Stunde willen soll dir die ganze Arbeit deines Lebens verloren gehen? Doch ich fiel vor dem furchtbaren Geruch zu Boden. Da trat der heilige Mann, der mir erschienen war, zu mir und richtete mich auf und machte meinem Kampf ein Ende. Und ich ging in meine Zelle heim und dankte Gott.
