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Ebenso soll sich, wofür auch einige christliche Gelehrte sich aussprachen, die Luft regelmäßig ändern, sobald der Mond von neuem zunimmt. Doch würde das eine notwendige Wirkung des Mondwechsels sein, müßte S. 159 der Himmel jedesmal bei zunehmendem Monde sich mit Wolken bedecken, strömender Regen fallen. So äußerte jemand, als vor Tagen vom Regen die Rede war und dabei die Bemerkung fiel, wie nützlich er wäre: „Sehet! Der Neumond wird ihn bringen.“ Und doch, so sehr wir den Regen herbeisehnten, wünschte ich nicht, daß solche Behauptungen sich bewahrheiteten. So war ich denn froh, daß kein Regen fiel, bis er dann auf die Bitten der Kirche gespendet wurde: ein klarer Beweis dafür, daß er nicht von der beginnenden Zunahme des Mondes zu erhoffen ist, sondern von der Vorsehung und der Barmherzigkeit des Schöpfers. ― Die Sunde nun freilich stehen, während sie bei den übrigen Mondphasen ringsum mächtig wogen, die Wassermassen, die sie aufgenommen, zurückwälzen, oder aber selbst von deren gewaltigen Strömung fortgerissen werden, beim Eintritt des Neumondes, solange er ohne Licht ist, stille1. Sobald ihn aber die folgenden Tage wieder in Sicht bringen, beginnen sie von neuem den hin- und wiederflutenden Wogengang. Auch die Ebbe, wie sie vom Ozean berichtet wird, soll, während sie an den sonstigen Tagen ihren regelmäßigen Verlauf nimmt, bei wiederzunehmendem Monde eine auffallende Änderung zeigen. Es wogt das Westmeer2, welches das Schauspiel der Ebbe bietet, weiter als sonst hin und zurück. Es schlägt mit größerer Brandung ans Gestade, wird unter gewissen Einflüssen des Mondes zurückgeworfen, unter den nämlichen Einflüssen von neuem herangewälzt und zurückgeschleudert, bis es wiederum seinem normalen Wogengange anheimgegeben wird.
