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Doch gesetzt auch den Fall, es habe wirklich Gott, wie ihr meint, der Mithilfe der Engel zu seinem schöpferischen Wirken bedurft: wenn Gott das Wirken mit den Engeln gemeinsam hat, haben Gott und die Engel auch das Bild gemeinsam? Würde er zu den Engeln gesprochen haben: „Laßt uns den Menschen machen nach unserem Bild und Gleichnis“? Wer aber das Bild Gottes ist, darüber vernimm des Apostels Antwort: „der, welcher uns aus der Gewalt der Finsternis befreit und uns in das Reich des Sohnes seiner Herrlichkeit versetzt hat, in welchem wir die Erlösung und Vergebung der Sünden haben, welcher das Bild Gottes ist, des Unsichtbaren, und der Erstgeborene vor aller Schöpfung“. Der ist das Bild des Vaters, welcher immer ist und im Anfange war. Der endlich ist das Bild, der da spricht: „Philippus, wer mich sieht, sieht auch den Vater“. „Wie darfst du“, da du das lebendige Bild des lebendigen Vaters vor Augen hast, „sagen: zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist?“ Das Bild Gottes ist Kraft, nicht Schwachheit, das Bild Gottes ist Weisheit, das Bild Gottes ist Gerechtigkeit, und zwar die göttliche Weisheit, die ewige Gerechtigkeit. Nur jener allein ist Gottes Bild, der gesprochen hat: „Ich und der Vater sind eins“, so dem Vater ähnlich, daß er die Einheit seiner Gottheit und Fülle besitzt. Wenn er spricht: „laßt uns machen“, wie soll daraus eine Unähnlichkeit sprechen? Wenn er hinwiederum beifügt „nach unserem Gleichnisse“, wo ist da von einer Ungleichheit die Rede? So auch im Evangelium. Wenn [Christus] spricht: „ich und der Vater“, ist eine Einheit der Person ausgeschlossen; wenn er fortfährt: „sind eins“, ist aller Unterschied im S. 264 göttlichen Sein und Wirken ausgeschlossen. Nicht also e i n e Person, wohl aber nur e i n e Wesenheit haben beide inne. Dazu das bezeichnende „sind“; denn ein immerwährendes Sein kommt nur Gott zu. So halte also den, der dir ungleich mit dem Vater dünkt, gleichewig mit ihm! Denn ewig ist, von dem Moses spricht: „Der Seiende hat mich gesendet“. Sinnig auch stellte er an den Anfang; „ich und der Vater“. Hätte er „Vater“ vorangestellt, würdest du den Sohn für geringer achten. So aber setzte er den Sohn voraus ihn über den Vater zu stellen, war keine Gefahr und „Vater“ hinzu, auf daß du merkest, daß es zwischen Gott Vater und seinem Sohne keinen strengen Vorrang in der Ordnung gebe.
