41.
Auch der Rosse Kraft „lernt die klatschende Hand lieben, die den Nacken koste“1, daß sie sich nicht wider das Joch bäumt: eher fügt sie sich schließlich dem schmeichelnden Wort als dem bändigenden Schlag. Hat sie aber den Nacken einmal dem Joche gebeugt, bändigt sie der Zügel, spornt sie der Stachel, reißt das Gespann sie mit, feuert das Nebenpferd sie an. So bedurfte es auch bei unserer Jungfrau erst der spielenden zärtlichen Liebe; noch an der Schwelle der bräutlichen Verbindung stehend, sollte sie erst die goldene Pracht des himmlischen Brautlagers anstaunen, die Pfosten mit Laubgewinde bekränzt sehen und innen die Freudenklänge des rauschenden Chores vernehmen2, daß sie nicht eingeschüchtert des Herrn Joch verschmähe, bevor sie noch seiner Einladung folgte und ihm sich neigte.
plausae sonitum discit amare cervicis nach Verg. Georg. III 186. ↩
Bei Hochzeitsfeierlichkeiten pflegte man das Haus des Bräutigams mit Blumen und Laubgewinde zu bekränzen; ein Chor unter Flötenbegleitung sang draußen das „Brautlied“ (Hymenäus), bezw. drinnen vor dem Brautgemach das „Epithalamium“. ↩
