30.
Schau dir, grausamer König, das Schauspiel genau an, würdig deines Mahles! Strecke deine Rechte aus, daß nichts deiner Raserei fehle: laß zwischen deinen Fingern das heilige Blut in Strömen rinnen! Und weil dein Hunger beim Mahle sich nicht sättigen, der Durst deiner unerhörten Grausamkeit mit Bechern sich nicht stillen ließ, so trink das Blut, das den noch frisch quellenden Adern des abgeschlagenen Hauptes entströmt! Betrachte die Augen, noch im Tode die Zeugen deiner frevlen Tat, die mit Abscheu von dem Anblick deiner ausschweifenden Lüste sich abwenden! Ihr Licht schließt sich, nicht sowohl von der Gewalt des Todes dazu gezwungen, als vielmehr aus Entsetzen vor dem wüsten Treiben. Jener blasse, goldene Mund, dessen Urteil du nicht ertragen konntest, ist zwar verstummt: und noch bangt dir davor; doch die Zunge, die selbst nach dem Tode wie im Leben, wenn auch nur in Zuckungen, ihre Pflicht erfüllt, verurteilte noch fort und fort deine Blutschande. Dieses Haupt nun trägt man vor Herodias: sie freut sich, sie jubelt, als wäre sie ihres Verbrechens los, weil sie den Richter ermordet.
