Text.
Wer demnach behauptet, daß weder durch den Tod Adams das ganze Menschengeschecht stirbt noch durch die Auferstehung Christi das ganze Menschengeschlecht aufersteht, irrt gegen den Apostel, der da sagt:1 „Gleichwie in Adam Alle sterben, so werden auch in Christus Alle zum Leben erweckt werden.„ Mit Recht wird daher der verdammt, welcher diesem Ausspruche sich widersetzet, der da lautet: 2 „Durch einen Menschen (kam) der Tod und durch einen Menschen die Auferstehung von den Todten;“ 3 ebenso daß die Sünde Adams ihn allein geschädigt habe und nicht das Menschengeschlecht; auch dieser Satz, sagst du, wird von uns mit Recht verworfen, denn man muß glauben, daß (die Sünde) nicht ihm allein, sondern dem Menschengeschlechte geschadet habe.4 Ferner: daß die Kinder, sagst du, in demselben Stande sind, in welchem Adam vor der Sünde war, rechne ich unter die nicht zur Lehre gehörigen Fragen.5 Denn die heute geborenen Kinder sind nicht in AlIem in demselben Stande, in welchem Adam vor der Sunde war, obwohl nicht geleugnet werden kann, daß sie ebenso ein WerkGottes sind wie Jener. Du fährst fort: Daß Adam sterbIich erschaffen worden, so daß er, er mochte sündigen oder nicht, gestorben wäre, auch das entbehre jedes Grundes. S. 292 Denn, sagst du, man muß glauben, daß er zwar unsterblich6 erschaffen wurde, doch so, daß, wenn er nicht durch den Genuß vom Baume des Lebens gesündigt hätte, er die Kraft der Unsterblichkeit hätte erlangen können. Verkehrt also ist es zu sagen, er wäre gestorben, ob er nun sündigte oder nicht.7
I. Cor. 15, 22. ↩
Ebend. V. 21. ↩
Mercator bemerkt hiezu, daß Julianus diesen scheinbar correcten Worten den häetischen Sinn unterlegte: Gleichwie nicht Alle, sondern nur die Gerechten, die Nachahmer Christi, durch Diesen zum Leben erstehen, so sterben durch Adam nicht Alle, sondern nur die, welche ihn in der Sünde nachahmen. ↩
Verdächtig ist dem Marius hier die Auslassung des Wortes „ganzem“. ↩
Der Ausdruck indisciplinata quaestio ist, aus II. Tim. 2, 23 entlehnt, dem Julianus, wie überhaupt den Häretikern geläufig, um trotz ihrer Irrlehren nicht für häretisch erklärt zu werden, wenn sie bloß in Fragen, welche die Lehre und den Glauben nicht berühren sollen, mir der Kirche nicht übereinstimmen. ↩
Der Zusammenhang würde allerdings „sterblich“ statt unstrrblich verIangen; doch ist die Änderung bei der Uebereinstimmung aller Codoces unzulässig; überdies giebt auch unsterblich einen ganz passenden Sinn; Adam sei unsterblich erschaffen worden, insoferne er nemIich für den FalI des Nichtsündigens unsterblich geworden wäre. ↩
Was ausserdem von Coustant und den Maurinern aus dem 9. c. des citirten Werkes des Marius Mercator als Worte des JuIianitischen Briefes angeführt wird, ist nach meiner Ansicht nur ein wiederholter Gebrauch derselben Worte, um Julianus mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. ↩
