Einleitung und Inhalt.
Dieses Schreiben, welches von dem Bewußtsein des Papstes als obersten Richters in Glaubenssachen auch einer ökumenischen Synode gegenüber Zeugniß giebt, überreichten die oben genannten päpstlichen Legaten bei ihrer Ankunft in Ephesus den Concilsvätern; diese, schon am 7. Juni versammelt, hielten erst, nachdem sie durch 14 Tage die Ankunft des Bischofs Johannes von Antiochien vergebens erwartet, am 22. Juni die 1. Sitzung, nunmehr veranlaßt durch die Ankunft der päpstlichen Legaten, die zweite am 10. Juli, damit das päpstliche Schreiben zur Verlesung käme; es wurde zuerst im lateinischen Urtext verlesen „nach hergebrachter Gewohnheit," sodann in griechischer Übersetzung Derjenigen wegen, welche der lateinischen Sprache nicht mächtig waren. Es enthält in schwunghafter Darstellung Lob und Ermahnung für die Synode, daß sie ja keine irrigen Lehren über die Person Christi dulden, den Sinn des hl. Evangelisten Johannes, dessen Reliquien man in Ephesus verehre, sich eigen machen, für den echten Glauben streiten und den Frieden der Kirche behaupten solIe. Am Schlusse sagt der Papst, er sende die Legaten, damit sie den Verhandlungen beiwohnen und, was der Papst schon früher in Betref des Nestorius beschlossen habe, ausführen, und zweifle nicht, daß die versammelten Bischöfe denselben beistimmen würden. Voll Freude über das päpstliche Schreiben riefen die Mitglieder der Synode: „Das ist das richtige Urtheil, Dank dem neuen Paulus Cölestinus, dem neuen Paulus Cyrillus, dem Wächter des Glaubens Cölestinus." Sofort erklärte der päpstliche Legat S. 460 Projectus mit Hinweis auf den Inhalt des päpstlichen Schreibens, daß alle Bischöfe dem päpstlichen Spruche beizutreten und ihn so zu einem Urtheile der gesammten Kirche zu erheben hätten; und obwohl die Synode in ihrer ersten Sitzung ihre Aufgabe factisch anders gefaßt und eine neue Untersuchung über die Rechtgläubigkeit des Nestorius eingeleitet hatte, gab sie dennoch jetzt der päpstlichen Auffassung theils stillschweigend, theils ausdrücklich ihre Zustimmung. Einer der päpstlichen Legaten, der Presbyter Philippus, der über seine ColIegen einigermaßen hervorragte, dankte hierauf der Synode dafür, „daß die heiligen Glieder dem heiligen Haupte sich angeschlossen hätten, wohl wissend, daß Petrus das Haupt des gesammten Glaubens und aller Apostel sei."1
S. Hesele II. S. 199. ↩
