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So feiert man, Geliebteste, das heutige Fest in richtiger Ergebenheit, wenn man in meiner niedrigen Person den sieht und ehrt, der in sich auf ewig die Sorgen aller Hirten mit der Obhut über die ihm anvertrauten Schafe vereint und auch bei einem unwürdigen Nachfolger nichts von seiner Würde einbüßt. Darum wird auch die willkommene und schätzenswerte Anwesenheit meiner ehrwürdigen Brüder und Mitpriester in noch höherem Maße heilig und gottgefällig sein, wenn sie diese fromme Feier, an der sie sich gewürdigt, teilzunehmen, dem in erster Linie weihen, der, wie sie wissen S. 10nicht nur der „Ahnherr“ dieses Stuhles, sondern auch der „Primas“ unter sämtlichen Bischöfen ist. Wenn wir daher vor euerer Heiligkeit unsere mahnende Stimme erheben, so glaubet, dass der zu euch spricht, dessen Stelle wir vertreten! Mit seiner Liebe ermahnen wir euch, und nichts anderes als seine Lehre predigen wir, wenn wir euch bitten, die Lenden eueres Geistes zu umgürten1 und in der Furcht des Herrn ein keusches und enthaltsames Leben zu führen, damit nicht euer Geist, seiner gebietenden Stellung vergessend, dem Verlangen des Fleisches willfahre. Kurz und nichtig sind die Genüsse irdischer Lust, die die zur Ewigkeit Berufenen von den „Pfaden des Lebens“2 abzulenken suchen. Auf das, was zum Himmel führt, soll ein gläubiges und gottesfürchtiges Herz sein Streben richten! Voll Sehnsucht nach den Verheißungen Gottes möge es sich dazu aufschwingen, dem „unvergänglichen Gute“ seine Liebe zu weihen und auf das „wahre Licht“ seine Hoffnung zu setzen! Seid überzeugt, Geliebteste, daß die Mühe, mit der ihr den Lastern widersteht und gegen die Begierden des Fleisches ankämpft, vor Gottes Auge wohlgefällig und wertvoll ist und ebenso euch wie mir vor dem Throne der göttlichen Barmherzigkeit zustatten kommt! Ein treubesorgter Hirte sucht seinen Ruhm in den Fortschritten der Herde des Herrn. „Seid ihr doch“, wie der Apostel sagt, „meine Krone und meine Freude“3 , wenn euer Glaube, der seit der Verkündigung S. 11des Evangeliums auf der ganzen Welt gerühmt wird4 , rein bleibt und die Liebe pflegt. Soll sich auch jede Kirchengemeinde, die auf dem weiten Erdenrund besteht, in allen Tugenden auszeichnen, so müßt doch namentlich ihr unter den übrigen Völkern durch verdienstliche und fromme Werke hervorragen, da ihr in dem Horte des zum Fels gewordenen Apostels selber wurzelt, und euch unser Herr Jesus Christus mit allen erlöst und der selige Apostel Petrus vor allen unterwiesen hat. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.
