2.
Bei einer verständigen Betrachtung solcher Gegenüberstellungen finden wir, Geliebteste, daß selbst die Rolle nicht fehlt, die Herodes spielte. Wie der Satan diesen damals im verborgenen zu seinen Taten aufreizte, so ist er auch jetzt sein unermüdlicher Nachahmer. Ist doch für ihn die Berufung all der Heidenvölker eine furchtbare Qual und die sich tagtäglich vollziehende Verringerung seines Einflusses eine grausame Pein. Er grämt sich darüber, daß man ihn überall verläßt und allerorts den wahren König anbetet.1 sinnt er auf List, heuchelt er freundliche Teilnahme2 und greift er dann endlich zum Morde. Um sich all die übrigen, die er immer noch in seine Netze lockt, dienstbar zu machen, S. 177verzehrt er sich in der Person der Juden vor Neid, lauert er uns im Häretiker unter der Maske der Verstellung auf und drängt es ihn im Heiden zu wilder Grausamkeit. Er erkennt die Unüberwindlichkeit der Macht des ewigen Königs, dessen Tod sogar die Gewalt des Todes vernichtet hat3 . Und darum führte er gegen jene, die dem wahren Könige dienen, all seine Ränke ins Feld: So verhärtete er den Sinn der einen durch Stolz auf ihre Kenntnis des Gesetzes, vergiftete er das Herz der anderen durch trügerische Lehrsätze eines falschen Glaubens und stachelte er die übrigen zu wütender Verfolgung auf. Allein dieser rasende Zorn jenes neuen Herodes wird durch den vereitelt und zuschanden gemacht, der sogar die Kinder mit der Glorie des Martyriums krönte und jene, die an ihn glaubten, mit einer solch unbezwingbaren Liebe erfüllte, daß sie mit den Worten des Apostels ausrufen können: „Wer wird uns also trennen von der Liebe Christi? Trübsal? oder Not? oder Verfolgung? oder Hunger? oder Blöße? oder Gefahr? odser Schwert? Steht doch geschrieben: Denn deinetwegen werden wir getötet den ganzen Tag und werden wir geachtet gleich Schafen, die man zur Schlachtbank führt. Aber in all diesem bleiben wir Sieger um dessentwillen, der uns geliebt hat“4 .
