4.
Mit diesem Glauben steht nicht im Widerspruch, was der Völkerapostel Paulus sagt: „Wenn wir auch S. 381Christus dem Fleische nach gekannt haben, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr“1 ; denn obgleich die Auferstehung des Herrn keine Lossagung von seinem Leibe bedeutete, brachte sie doch eine Umgestaltung. Die menschliche Natur erfuhr einen Zuwachs an Macht, ohne darum aufgelöst zu werden. Die Beschaffenheit änderte sich, die Wesenheit blieb dieselbe: Der Leib, der soeben noch gekreuzigt werden konnte, wurde leidensunfähig, was man töten konnte, wurde unsterblich, und was verwundbar gewesen war, ward nunmehr unverletzlich. Mit Recht heißt es also, daß man den Leib Christi, so wie er war, nicht mehr kenne, weil nichts von seiner früheren Leidensfähigkeit, nichts von seiner alten Schwäche in ihm zurückblieb, so daß er zwar noch derselbe seinem Wesen nach ist, nicht aber nach der ihm jetzt eigenen Herrlichkeit. Doch, warum sollten wir an jenen Worten des Apostels über den Leib Christi etwas Wunderbares finden, wenn er von der Gesamtheit der geistsigen Christen sagt: „Darum erkennen wir von nun an niemand mehr dem Fleische nach“?2 . Die Auferstehung in Christus so meint er hat für uns Menschen schon damals begonnen, als der Herr, der für die ganze Welt gestorben ist, uns an sich selbst3 die Erfüllung all unseres Hoffens im voraus zeigte. Daran halten wir ohne Schwanken und Mißtrauen fest. Auch hängen wir mit dieser Erwartung keinem eitlen Wahngebilde nach. Nachdem sich bereits der erste Teil dessen erfüllt hat, was uns verheißen ist4 , sehen wir mit den Augen des Glaubens schon verwirklicht, was unser erst in Zukunft wartet. Und indem wir uns über diese einstige Erhebung unserer Natur freuen, genießen wir schon jetzt, worauf wir hoffen.
