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S. 392Geliebteste! Heute sind es vierzig Tage seit der segenbringenden und ruhmreichen Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, durch den Gottes Macht den durch die Bosheit der Juden zerstörten wahren „Gottestempel“ wieder aufrichtete1 . Nach ihrem hochheiligen Ratschlusse waren diese Tage dazu bestimmt, uns zu fördern und zu belehren. Dadurch nämlich, daß der Herr noch so lange mit seinem Leibe auf Erden weilte, sollte der Glaube an die Auferstehung durch notwendige Beweise gestützt werden; denn der Tod Christi hatte seine Jünger sehr verwirrt. Infolge der Kreuzigung Jesu, seines Verscheidens und der Bestattung seines entseelten Leibes hatte eine Art lähmenden Mißtrauens ihre von Schmerz erfüllten Herzen beschlichen. So kam es, daß die Apostel und die übrigen Jünger den Bericht der heiligen Frauen, die ihnen, wie das Evangelium erzählt2 , die Kunde brachten, daß der Stein weggewälzt und der Leichnam nicht mehr im Grabe sei, und daß Engel die Auferstehung des Herrn bezeugt hätten, für törichtes Gerede hielten3 . Dieses aus der menschlichen Schwachheit entspringende Schwanken hätte der Geist der Wahrheit sicherlich von seinen Herolden ferngehalten, wenn nicht durch ihre Ängstlichkeit und ihr wißbegieriges Zögern unser Glaube gefestigt worden wäre. Unsere Unsicherheit und der Möglichkeit unseres Falles wurde in den Aposteln Rechnung getragen. Wir wurden in jenen Männern gegen die Schmähungen der Gottlosen und die Scheingründe S. 393irdischer Weisheit gewappnet. Uns kam es zugute, wenn sie den Herrn sahen, seine Worte hörten und ihn betasteten. Laßt uns darum Gott für seine Anordnungen und den heiligen Vätern für ihre notwendige Kleingläubigkeit danken! Andere zweifelten, damit wir nicht mehr zu zweifeln brauchten.
