4.
Während der ganzen Zeit, die zwischen der Auferstehung des Herrn und seiner Himmelfahrt liegt, hat, Geliebteste, die Vorsehung Gottes für die Ihrigen gesorgt, sie belehrt und sich ihrem Auge und ihrem Herzen geoffenbart: Sie sollten erkennen, daß unser Herr Jesus Christus, der wahrhaft Mensch geworden war, der wahrhaft litt und starb, auch wahrhaft von den Toten auferstanden sei! Dadurch wurden die hochseligen Apostel und alle Jünger, die über den Tod am Kreuze bestürzt und in ihrem Glauben an die Auferstehung unsicher geworden waren, derart durch die nun sichtbare Wahrheit gefestigt, daß sie nicht Trauer, sondern große Freude empfanden1 , als der Herr zu den Himmelshöhen emporstieg. Und in der Tat hatte die heilige Jüngerschar unsagbar viele Gründe, sich zu freuen, als vor ihren Augen die menschliche Natur hoch über allen Geschöpfen des Himmels ihren Platz einnahm, um nunmehr über den Chören der Engel und den erhabenen Erzengeln zu stehen und erst auf dem Sitze des ewigen Vaters das Endziel ihrer Erhebung zu finden2 und auf diesem Throne die Herrlichkeit dessen zu teilen, mit dessen Wesen sie durch den Sohn in Verbindung stand. Weil also die Himmelfahrt Christi unsere eigene Erhebung bedeutet und unser S. 395Leib hoffen kann, dorthin berufen zu werden, wohin ihm des „Hauptes Herrlichkeit“ vorangegangen ist, so wollen wir, Geliebteste, voll geziemender Freude frohlocken und diese Freude durch gottgefälligen Dank zum Ausdruck bringen! Heute ist uns nicht nur der Besitz des Paradieses bestätigt worden, heute sind wir auch durch Christus in die Höhen des Himmels eingezogen. Wertvoller ist das, was uns durch die unbeschreibliche „Gnade des Herrn“ zuteil wurde, als was wir durch des „Teufels Neid“3 verloren hatten. Jene, die der giftige Feind aus der Glückseligkeit ihres ursprünglichen Wohnsitzes vertrieb, hat Gottes Sohn sich einverleibt und zur Rechten des Vaters gesetzt, mit dem er lebt und waltet in der Einheit des Heiligen Geistes als Gott in alle Ewigkeit. Amen.
