2.
Nie hat der gütige, gerechte und allmächtige Gott dem Menschengeschlechte sein Erbarmen versagt. Immerfort hat er sich den Sterblichen insgesamt durch seine in so reicher Fülle gespendeten Wohltaten zu erkennen gegeben. So erbarmte er sich auch, gemäß einem geheimeren Ratschlusse, und um uns seine Liebe noch mehr zu zeigen, der durch selbstverschuldete Verblendung auf Irrwege geratenen Menschen und ihrer zu immer schwereren Sünden neigenden Verderbtheit, indem er ihnen das S. 432„Wort“ schickte, das ihm gleich ist und seine Ewigkeit teilt. Dieses Fleisch gewordene Wort hat seine göttliche Natur so mit der menschlichen vereint, daß es durch sein Herabsteigen zur tiefsten Stufe uns auf die höchste erhob. Damit sich nun die Wirkung dieser unbeschreiblichen Gnade über die ganze Welt ausbreiten könnte, ließ die göttliche Vorsehung das römische Reich erstehen, dessen Grenzen sich so erweiterten, daß die Völker aller Lände auf allen Seiten Grenznachbarn der Römer wurden. Stimmte es doch mit dem von Gott geplanten Werke völlig überein, daß sich eine Menge von Staaten unter derselben Oberherrschaft zusammenschloß. Zu Völkern, die unter dem gleichen Szepter standen, konnte die Kunde unserer Erlösung rasch und ungehindert ihren Weg nehmen. Allein Rom ahnte gar nicht, wer der eigentliche Urheber seiner Macht und Größe war. Obwohl sich nämlich diese Stadt zur Herrin fast aller Volksstämme aufgeworfen hatte, machte sie sich doch zur Dienerin all ihrer törichten Lehren. Ja sie wähnte sogar besonders viel Religion zu besitzen, weil sie keine Verkehrtheit zurückwies. So ist also ihre Befreiung durch Christus um so wunderbarer, je fester sie durch den Satan gebunden war.
