1.
S. 1 Wenn ich erwäge, was wir soeben aus dem Texte des Apostels vernommen haben, daß „der sinnliche Mensch nicht faßt, was des Geistes Gottes ist“1, und weiter bedenke, daß in dieser gegenwärtigen Schar eurer Liebe notwendigerweise viele Sinnliche sind, die noch nach dem Fleische urteilen und sich noch nicht zum geistigen Verständnisse erheben können, so bin ich in großer Verlegenheit, wie ich mit der Hilfe des Herrn sagen oder nach meinem schwachen Vermögen erklären kann, was aus dem Evangelium verlesen wurde: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“; denn dies faßt der sinnliche Mensch nicht. Wie also, Brüder? Sollen wir deshalb schweigen? Warum also wird es gelesen, wenn man schweigt? Oder warum wird es angehört, wenn man es nicht erklärt? Aber auch wozu wird es erklärt, wenn es nicht verstanden wird? Demnach nun, weil hinwieder unter euch ohne Zweifel manche sind, die es nicht bloß auf die Erklärung hin fassen, sondern auch vor der Erklärung verstehen können, so will ich diejenigen, welche es zu fassen imstande sind, nicht beeinträchtigen aus Furcht, den Ohren derer, die es nicht fassen können, unnütz zu werden. Schließlich wird die Gnade Gottes beistehen, vielleicht daß allen Genüge geschehe und ein jeder das fasse, was er kann, weil auch, wer redet, das sagt, was er kann. Denn sagen, wie es ist, wer kann das? Ich wage zu behaupten, meine Brüder, vielleicht hat auch Johannes selbst nicht gesagt, wie es ist, sondern auch er, wie er konnte, weil von Gott ein Mensch S. 2 gesprochen hat, zwar ein von Gott erleuchteter (inspiratus), aber immerhin ein Mensch. Weil erleuchtet, hat er etwas gesagt; wäre er nicht erleuchtet gewesen, so hätte er nichts gesagt; weil aber ein erleuchteter Mensch, so hat er nicht alles, was ist, gesagt, sondern was ein Mensch konnte, hat er gesagt.
1 Kor. 2, 14. ↩
