6.
Sehet also zu, Brüder, ob nicht etwa Johannes zu jenen Bergen gehöre, von welchen wir kurz vorher gesungen haben: „Ich hebe meine Augen zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommen wird“1. Also, meine Brüder, wenn ihr Einsicht gewinnen wollt, erhebet eure Augen zu jenem Berge, d. h. erhebet euch zum Evangelisten, erhebet euch zu seiner Sinnesart. Allein weil jene Berge den Frieden empfangen, derjenige aber nicht im Frieden sein kann, welcher seine Hoffnung auf einen Menschen setzt, so erhebet die Augen nicht so zum Berge, daß ihr eure Hoffnung auf einen Menschen setzen zu müssen glaubt, und darum saget so: „Ich erhebe meine Augen zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt“, daß ihr sofort beifüget: „Meine Hilfe ist von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“2. Erheben wir also die Augen zu den Bergen, woher uns Hilfe kommen wird, und doch sind es nicht die Berge selbst, auf die wir unsere Hoffnung setzen müssen; denn die Berge empfangen nur, was sie uns darreichen sollen; darum woher die Berge selbst empfangen, darauf sollen wir unsere Hoffnung setzen. Wenn wir unsere Augen zu den Schriften erheben, weil durch Menschen die Schriften uns gereicht worden sind, erheben wir unsere Augen zu den Bergen, von welchem uns Hilfe kommen wird, allein weil jene, welche die Schriften geschrieben haben, selbst auch Menschen waren, so leuchteten sie nicht von selbst, sondern jener war das wahre Licht, welcher jeden erleuchtet, der in diese Welt kommt3. Ein Berg war auch jener Johannes, welcher gesagt hat: „Ich bin nicht Christus“4, damit niemand seine Hoffnung auf den Berg setzend, von S. 6 demjenigen sich trenne, welcher die Berge erleuchtet, und er bekannte und sagte: „Denn von seiner Fülle haben wir alle empfangen“5. So mußt du sagen: „Ich hebe meine Augen zum Himmel, von welchem mir Hilfe kommen wird“, daß du nicht die Hilfe, welche dir zuteil wird, den Bergen zuschreibest, sondern noch weiter sagest: „Meine Hilfe ist vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“.
