Kap. 30. Sein Gebet galt nicht ihm, sondern uns und unserer Einheit, ein Beweis, wie schwer sich jeder versündigt, der sie zu stören und zu zerreißen sucht.
Der Herr aber betete und flehte nicht für sich, — denn was hätte er, der Schuldlose, für sich erbitten sollen? — sondern für unsere Sünden. Das tut er auch selbst kund, indem er zu Petrus sagt: „Siehe, der Satan hat verlangt, euch zu sieben wie den Weizen, Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre„'1 . Und hernach legt er bei dem Vater Fürbitte ein für alle mit den Worten; „Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für jene, die durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie Du, Vater, in mir und ich in Dir, daß auch sie in uns seien“2 . So groß ist die Güte und zugleich die Liebe des Herrn um unseres Heiles willen, daß er sich nicht damit begnügte, uns durch sein Blut zu erlösen, sondern für uns auch überdies noch bat. Beachtet aber, wie sein sehnlichster Wunsch bei dieser Bitte dahin ging, es möchten ebenso, wie der Vater und der Sohn eins sind, auch wir in eben dieser Einheit verharren! So kann man auch daraus ersehen, wie schwer sich einer S. 191 versündigt, der die Einheit und den Frieden zerreißt, wenn der Herr sogar dafür gebetet hat. Er wollte eben, daß sein Volk lebe, und er wußte, daß die Zwietracht nicht ins Reich Gottes gelangt.
