II. Salvian an den Bischof Eucherius
Eucherius war 410 mit seinen beiden Söhnen Salonius und Veranus in Lerinum eingetreten. 428 oder 429 wurde er Bischof von Lyon; er starb um 450. Salonius wurde später Bischof von Genf, Veranus Bischof von Vence. Vorliegender Brief ist bald nach der Erhebung des Eucherius zum Bischof geschrieben, also 429 oder 430.
Ursicinus, dein Zögling, hat mir kürzlich deinen Gruß übermittelt: wenn er's ohne deinen Auftrag tat, lobe ich mir seine Verständigkeit, wenn ich auch die Falschheit nicht billigen kann; tat er's in deinem Auftrag, muß ich mich wundern, daß du den Freundschaftsdienst lieber einem anderen übertragen hast, als zu schreiben, d. h. ihn lieber durch Vermittlung eines Dieners als in eigener Person zu leisten. Ein solches Benehmen muß ich deshalb tadeln und erwarte Besserung, wenn wirklich nur Nachlässigkeit, nicht etwa gar Hochmut die Ursache davon ist. Denn sehr häufig ist Überhebung eine unmittelbare Begleiterscheinung eines neuen Amtes; womit nicht gesagt sein soll, daß man den gebräuchlichen Maßstab für die Sünde auch an dich anlegen muß, da ja deine gütige Gesinnung einzig dasteht. Daher ist es mein sehnlichster Wunsch,1 du mögest auch jetzt meiner alten Meinung über dich gerecht werden; sonst könntest du, wenn du die gute, alte Sitte mit einigen deiner neuen Pflichten nicht in Einklang bringen kannst, den Verdacht erregen, du habest für die neuen Ehren irgend etwas in dir verkauft! S. 386
Die Überlieferung der Hs. C (Bern, + Par.) ist von hier an wie in Ep. III und den folgenden Briefen verwirrt und lückenhaft. ↩
