11.
Das Schriftwort: „Denen, die den Herrn fürchten, gereicht alles zum Guten“1 , hat sich beim Tode dieser Frau bewährt. Wie wenn sie die Zukunft vorausgeahnt hätte, schrieb sie an viele Mönche, sie möchten S. 179kommen und sie von einer großen Last, die sie zu tragen habe, befreien; denn sie wolle sich Freunde machen mit dem ungerechten Mammon, die sie aufnähmen in die ewigen Wohnungen2 . Sie kamen und wurden Freunde. Fabiola aber entschlief, wie sie es gewünscht hatte, und frei von allem Ballaste, schwebte sie um so leichter zum Himmel empor. Was für eine ausgezeichnete Persönlichkeit Rom an Fabiola, als sie noch lebte, sein eigen nannte, ward bei ihrem Tode kund. Noch hatte sie ihren Geist nicht ausgehaucht und die Christo geschuldete Seele zurückgegeben, so versammelte auch schon „der geflügelte Ruf, der Bote gewaltiger Trauer“3 , das Volk der ganzen Stadt zum Leichenbegängnis. Psalmen ertönten, und oben an die vergoldeten Decken der Tempel schlug der Widerhall des Alleluja. „Hier ein Chor von Jünglingen, dort von Greisen, die Taten Zu lobsingen der Frau“4 . Mit Fabiolas Siegesfeier können nicht einmal die Triumphe des Furius über die Gallier, des Papirius über die Samniter, des Scipio über Numantia und des Pompejus über die Völkerschaften des Pontus verglichen werden. Diese haben nur Leiber überwunden, sie aber hat die Bosheit ihres Geistes unterjocht. Ich höre die Massen der beim Leichenzug Voraufgehenden und die Menge, die scharenweise zu ihrem Begräbnis zusammenströmt. Die Straßen, Säulenhallen und die darüber hinausragenden Dächer konnten die Zuschauer nicht fassen. Da hat Rom alle seine Völker auf einmal zu sehen bekommen; es freuten sich alle über die Ehrung der Büßerin. Und es ist eigentlich selbstverständlich, daß die Menschen über die Rettung jener Frau voller Jubel waren, über deren Bekehrung selbst die Engel im Himmel frohlockten5 .