9.
Keinem Zweifel unterliegt, daß die Verfolgung in den illyrischen Provinzen nicht minder blutig tobte als in denen des Morgenlandes. denn sie standen unmittelbar unter der Herrschaft des Urhebers dieses verheerenden Ungewitters. Von den Blutzeugen jedoch, die Galerius schlachtete, sind nur spärliche Berichte erhalten. Schon von Diokletian's erster Verordnung S. 11 nahm dieser Wüthende Anlaß, wenigstens wider christliche Soldaten förmliche Todesurtheile fällen zu lassen. (Stollberg IX. 332 flg.) Am heftigsten tobte die Verfolgung an seinem Hoflager, und der geistlose Wütherich wurde sogar erfindsam zum Verderben der Christen. Die neue Gattung der Qualen war des Urbebers würdig. Man band nämlich die Bekenner, deren Standhaftigkeit die Folterpeinen besiegt hatte, an einen Pfahl und schürte Gluth unter ihre Füße. Der übrige Leib wurde mit glimmenden Fackeln berührt, das Antlitz aber mit kaltem Wasser erfrischt, damit die Pein um so länger währen möchte. (Lactant. de morte persec. c. 21.) Während die Lande des Aufganges nun von dem Blute der Christen strömten, ward im Abendlande, da Diokletian dem Maximian und Konstantius nur seine ersten Verordnungen übersandt hatte, Nichts gegen sie unternommen, als daß einige Kirchen geschlossen oder auch niedergerissen, und der heiligen Schriften Abschriften eingefordert wurden. Auch hiebei scheint man mit keiner allzugroßen Strenge zu Werke gegangen zu seyn. Die Anordnungen hinsichtlich der Entziehung aller Bürgerrechte wurden in Konstantius Gebiete gewiß gänzlich hintangesetzt. denn dieser blieb immer noch an seinem Hofe selbst von Christen umringt. (Stollberg IX. 339.) Es findet sich aber auch keine Spur, daß dieselben unter Maximian in Ausführung gebracht worden seyen. Wohl gab die Steigerung, die Weigerung, die Heilige Schrift auszuliefern, einigen Kirchenvorstehern in Maximian's Provinzen schon in diesem Jahre Gelegenheit, die Palme zu erlangen, doch beweiset das Verfahren, daß im Abendlande noch von keiner heftigen Verfolgung die Rede war. Bald aber flammte die Verfolgung auf dem ganzen römischen Erdkreise in wilder Lohe auf. Diokletian begab sich nämlich in den letzten Monaten des Jahres 303 nach Rom, dort die Feier seines zwanzigsten Regierungsjahres zu begehen. (Stollberg IX. 317 flg.) Vielleicht eben weil er bei dieser Gelegenheit wahrnahm, in den Westländern habe der Christen Ruhe noch wenig Störung erlitten, erließ er, wahrscheinlich aus Ravenna, wo er des Sommers größten Theil zubrachte (Lactant. de morte pers. c. 17), einen allgemeinen, an die Obrigkeiten des ganzen Reiches gerichteten Befehl, daß alle Sterblichen in der Götter Tempel opfern sollten. Von neuen Bestimmungen über die Strafe der standhaften Bekenner fügt Eusebios (de mart. Palaest. c.3.) Nichts hinzu; doch erhellt aus dem Verfolge seiner Erzählung, daß der Tod das Geringste war, was von nun an Laien wie Geistliche in allen Provinzen des Römerreiches zu fürchten hatten. (Stollberg IX. 356 flg.)
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