12.
In Italien blieb indessen der Gläubigen Ruhe nicht ohne Störung: denn in der Verwirrung des Krieges, welchen Galerius wider Maximian und seinen Sohn Maxentius, die sich zu Rom und in Italten als Augusten anerkennen ließen, führte, mögen die Christen daselbst von ihren einmal ermuthigten Feinden manche Drangsal erlitten haben: denn Maxentius hatte sogleich im Anfange seiner Regierung 307 ein Verbot, den Christen Leides zuzufügen erlassen, da ihm daran lag sich der Neigung seiner Unterthanen zu versichern; und verübte er auch Grausamkeiten, so doch nur aus Wollust und argwöhnischer Furcht, nicht aus Aberglauben oder Blutdurst (Euseb. hist. eccl. VIII. 14). Härter war dagegen das Loos der Christen in den östlichen Provinzen, vorzüglich in Aegypten, Syrien und Palästina, wo S. 15 Maximinus gebot: denn dieser feige Wüstling setzte der Magie, Wahrsagerei und jedem heidnischen Aberglauben ergeben sein ganzes Zutrauen auf der Gläubigen erbitterte Feinde, auf die Götzenpriester und angeblichen Zauberer. Seinem Befehl zufolge wurden aller Orten die verfallenen Tempel aufgerichtet und mit Priestern wie Opferdienern versehen. Den ansehnlichern derselben wurden große Einkünfte angewiesen und Leibwächter zugeordnet; sie erhielten Aemter und Ehrenstellen; ja einige sogar die Verwaltung ganzer Provinzen. Auf diese Weise war die Verfolgung unter Maximin wahrscheinlich heftiger als selbst unter seinem blutgierigen Oheime, vorzüglich seit diesen der italienische Krieg zu beschäftigen anfing. (Stollberg IX. 396 flg.) Kaum hatte Maximin die Regierung angetreten, als auch an alle Statthalter seiner Provinzen Befehle gesandt wurden, alle Einwohner zu öffentlichem Götzenopfer zu nöthigen, und Herolde auf den öffentlichen Plätzen allen Familienhäuptern das Gebot verkündigten, sich zum Opfer zu stellen; die Tribunen ihre Krieger Mann für Mann verlasen und zu Gehorsam aufforderten. In Grausamkeit wetteiferten mit Maximin die Statthalter Urbanus und Firmilianus in Palästina, denen jedoch der Tyrann selbst später mit dem Henkertode vergalt. Zu Cäsarea ward der Günstling Ulpian nach grauser Geiselung sammt einem Hunde und einer Schlange in eine Ochsenhaut eingenäht und so in's Meer geworfen (Stollberg IX. 404). Manche Bekenner suchte man durch andauernde Plagen einer grausamen Gefangenschaft zu überwältigen. So hatte der heilige Agapius schon über zwei Jahre in Cäsareas Kerker geschmachtet, und war dreimal in's Amphitheater geführt worden, bis er endlich im November 306 vor Maximin's Augen einer Bärin preisgegeben, von ihr zerrissen ward (Euseb. de mart. Palaest. c. 5. 6.). Bei Maximin's bekannter Zügellosigkeit mußten christliche Frauen und Jungfrauen von ihm schlimmeres als Folter und Tod befürchten; er ließ schöne Christinnen aufsuchen, in seinen Palast schleppen und schändete sie (Stollberg IX. 397); was denn bewirkte, daß mehrere Christinnen ihren ohnedem unvermeidlich scheinenden Tod beschleunigen zu dürfen glaubten. Außer Folter und Mord ward auch jene schreckliche Gattung der Verweisung, wobei das eine Auge ausgebrannt und das linke Knie gelähmt wurde, häufig verhängt. Dennoch ließ gegen Ende des Jahres 308 selbst in Maximin's Länderantheile das Ungewitter nach, wahrscheinlich weil die zu hoch gesteigerte Ungerechtigkeit und Grausamkeit auch heidnische Richter anzuwidern begann. Schwert wie Folterzeug ruhten; die Bekenner wurden aus den Erzgruben der Thebaide entlassen. Kaum aber gelangte solches zu Maximin's Ohren, als er schon an alle Statthalter Verordnungen sandte, welche das alte Gebot der Verfolgung erneuerten, mit Verschärfungen überluden. wo sich ein noch verfallener Tempel fände, sollte er wieder hergestellt werden. Alle Lebendigen, keinen Stand, kein Geschlecht, kein Alter, auch nicht die Kinder an der Mutterbrust ausgenommen, sollten Opfer darbringen, und von denselben in Wahrheit, nicht blos zum Scheine essen. Alle Eßwaaren sollten, ehe sie zum Verkauf ausgestellt würden, mit S. 16 Trankopfer besprengt, an der öffentlichen Bäder Thore Wachen gestellt werden, welche die Herausgehenden zum Opfer zwängen. Selbst viele der Heiden murrten über diese neuen Befehle; sie wurden daher wohl nicht allenthalben mit gleicher Strenge vollstreckt. Aber von eigenem Hasse oder Augendienerei zu folgsamer Wuth angetrieben, vergossen auch viele Statthatter neue Ströme unschuldigen Blutes. (Stollberg IX. 414 flg.)
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