14.
Inner Maximin's Gebiet war diese Veränderung indessen von kurzer Dauer: denn nicht lange nach Erlaß jenes Gesetzes starb Galerius (Mai 311) und Maximin bemächtigte sich ganz Asien's, während Licinius die europäischen Provinzen des Verstorbenen besetzte. Nach wenigen Monaten ließ er die Christen die ihm zu Theil gewordene völlige Unabbängigkeit empfinden (Stollberg IX. 434 flg.). Zwar schämte er sich dennoch ohne alle Vorbereitung das Schwert wider die kaum freigesprochenen Gläubigen zu zücken; doch ließ er die, die neue Verfolgung einleitenden Verschärfungen voll ungeduldiger Hast sich folgen, bis der Gläubigen Blut auf's Neue strömte. Zuerst wurden die gottesdienstlichen Versammlungen untersagt; dann wurden Gesandtschaften der Städte veranlaßt, die baten, man möchte die Christen an der Wiederherstellung der Kirchen inner ihren Mauern hindern. Unter diesem Vorwande ward verboten, mit dem Kirchenbau fortzufahren. Ueberhaupt wurden Alle, welche dem Wink folgsam, wider die Christen Klagen erboben, so reichlich belohnt, daß sie zahlreiche Nachahmer fanden. Der Kurator von Antiochien, Theoteknos hatte seine Mitbürger vermocht, um Vertreibung der Christen zu bitten, und mit abscheulichen Gebräuchen und magischen Künsten eine Bildsäule des Zeus Philios errichtet, mittels deren der Gaukler einen Orakelspruch ergehen ließ, welcher Vertilgung der Christen gebot. Dafür erhielt er die Stadthalterschaft von Syrien. (Euseb. hist. eccl. IX. 2 flg. 11.) Nach solchen Vorbereitungen erfolgte der Befehl, die, welche sich des Götzen-Opfers weigerten, zu verstümmeln. Anfangs hatte das Volk die Christen oft wider der Herrscher Willen verfolgt; zuletzt die Herrscher dieselben wider den Willen selbst des heidnischen Volkes. Doch kam es nicht in allen Provinzen bis zur Hinrichtung der Christen. Von Palästina bezeugt Eusebios, daß dort nach dem Jahre 310 kein Gläubiger mehr den Tod erlitt. Der Christen Schicksal hieng dort von des Statthalters Denkart und vorzüglich von Maximin's Nähe ab, dessen Wuth sich sogar über des römischen Reiches Gränzen hinaus erstreckte: denn er verlangte, der christliche Fürst der Armenier, sein Bundesgenosse, solle den Götzen fröhnen (Euseb. hist. eccl. IX. 8).
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