Dritter Artikel. Christus hat nicht selbst diese Mängel verschuldet.
a) Dies scheint aber. Denn: I. Wir verschulden diese Mängel, indem wir sie zugleich mit der Natur von unserem Ursprünge her haben. Christus aber hat zugleich mit der Natur diese Mängel vom Ursprünge seiner menschlichen Natur her in Sich gehabt, da Er sie von seiner Mutter erhielt, deren Fleisch solchen Mängeln unterstand. Also war in Christo selbst die Ursache dieser Mängel. II. Was aus den Principien der Natur folgt, das haben wir auf Grund der Natur; und somit ist davon der Grund, dem es geschuldet wird, in uns. Diese Mängel aber folgen nach Art. 2. aus den Principien der Natur. Also hatte Christus den Grund oder die Schuld davon in Sich. III. Gemäß solchen Mängeln ist der Herr den anderen Menschen ähnlich. Diese aber haben den Grund davon in sich; also trifft dies auch beim Herrn zu. Auf der anderen Seite liegt der Grund für dergleichen Mängel in der Sünde, nach Röm. 5, 12. Christus aber hatte keinerlei Sünde.
b) Ich antworte, die Ursache des Todes und der Leiden sei die Sünde, „durch welche der Tod in die Welt trat“ (Röm. 5, 12.). Diese also tragen den Grund solcher Mängel in sich, die aus der Sündenschuld her sie in sich haben. Christus aber hatte diese Mängel nicht, weil Er irgendwie der Sünde etwas schuldete, wie Augustin sagt zu Joh. 3.: „Von oben her kommt Christus, d. h. von der Höhe der menschlichen Natur her, in welcher sie war vor der Sünde.“ Denn der Herr empfing die Natur in jener reinsten Unschuld, die ihr innewohnte vor der Sünde; und Er hätte sie ebensogut annehmen können ohne jeden Mangel. Nicht also als ob Er sie der Sünde schuldete, hatte Christus diese Mängel; sondern auf Grund seines Willens.
c) I. Das Fleisch der Jungfrau war empfangen in der Erbsünde (vgl. oben den Zusatzband zum zweiten Hauptteile); und somit waren in ihr diese Mängel geschuldet der Sünde. Der Herr aber entnahm aus der Jungfrau seine menschliche Natur ohne jede Schuld; und Er hätte sie ebenso nehmen können ohne Strafe. Er wollte aber die Strafen auf sich nehmen wegen unserer Erlösung; und deshalb nahm Er diese Strafen aus reinstem freiem Willen an Sich. II. Eine Ursache für den Tod und ähnliches Leiden der menschlichen Natur ist die entfernte; sie wird genommen von seiten der stofflichen Principien des menschlichen Körpers, der aus einander entgegengesetzten Elementen zusammengesetzt ist. Diese Ursache nun ward ferngehalten durch die Urgerechtigkeit. Deshalb also ist die nächste Ursache solchen Leids die Sünde, wodurch die Urgerechtigkeit entfernt worden ist. Weil also Christus ohne alle Sünde war; deshalb war in Ihm keinerlei Grund, dem diese Mängel geschuldet worden wären. Er nahm sie ganz freiwillig an. III. Diese Mängel waren in Christo und den übrigen Menschen ähnlich mit Rücksicht auf deren Beschaffenheit; nicht in der Ursache.
