3.
Bei diesem Gebete sind die Seelenkräfte zu nichts anderem fähig, als sich nur mit Gott allein zu beschäftigen. Keine von ihnen scheint es zu wagen, sich zu regen, und wir könnten auch nicht bewirken, daß sie sich regen, außer wir machten große Anstrengungen, um uns zu zerstreuen, und selbst dann, glaube ich, würde es uns nicht ganz gelingen. Man spricht hier viele Worte zum Lobe Gottes, jedoch ohne Ordnung, wenn nicht der Herr selbst sie ordnet; der Verstand wenigstens vermag dabei nichts. Die Seele möchte in laute Lobeserhebungen ausbrechen; sie weiß sich nicht zu fassen und schwebt in süßer Unruhe. Jetzt, ja jetzt erschließen sich die Blumen, jetzt fangen sie an, ihren Geruch zu verbreiten. Hier wünschte die Seele, daß alle sie sehen und ihre Glückseligkeit begreifen möchten, um mit ihr Gott zu preisen; sie möchte alle teilnehmen lassen an ihrer Freude, weil diese zu groß ist, als daß sie allein sie ertragen kann. Sie kommt mir vor wie das Weib im Evangelium, das seine Nachbarinnen zusammenrufen wollte oder zusammenrief. Die nämliche Freude muß wohl auch der bewunderungswürdige Geist des königlichen Propheten David empfunden haben, als er zum Lobe Gottes auf der Harfe spielte. Zu diesem glorreichen Könige habe ich eine große Andacht, und ich wünschte, daß alle sie hätten, vorzüglich jene, die Sünder sind gleich mir.
