4.
O mein Gott, wie ist es doch meiner Seele in diesem Zustande! Um den Herrn zu loben, möchte sie aus lauter Zungen bestehen. Sie redet tausend heilige Torheiten, damit immer ihr Ziel treffend, nämlich dem zu gefallen, der in solcher Weise ihr seine Gunst erzeigt. Ich kenne eine Person, die, obwohl sie keine Dichtergabe hat, doch mit Schnelligkeit sehr gefühlvolle Verse machte, worin sie in gelungener Weise die Pein ausdrückte, die sie empfand. Diese Verse waren weniger ein Erzeugnis ihres Verstandes als vielmehr Klagerufe zu ihrem Gott, um die Seligkeit besser zu genießen, die ihr eine so süße Pein verlieh. Sie wünschte, man möchte ihren ganzen Leib samt ihrer Seele in Stücke zerreißen, um die Freude an den Tag zu legen, die sie bei dieser Pein empfand. Welche Marter könnte der Seele hier auch vorgehalten werden, die sie um ihres Herrn willen nicht freudig ausstände? Sie sieht klar ein, daß die Märtyrer bei Erduldung ihrer Qualen ihrerseits fast nichts getan haben; denn sie erkennt recht wohl, daß die Stärke zu deren Ertragung von einer anderen Seite herkam. Was wird sie aber empfinden, wenn sie, um in der Welt zu leben, wieder zu Verstand kommt und zu den weltlichen Sorgen und Pflichterfüllungen zurückkehren muß? Denn ich glaube nicht, etwas übertrieben zu haben; vielmehr bleibt alles hinter der Wirklichkeit zurück, mag ich über diese Art von Freude, die der Herr eine Seele in dieser Verbannung genießen lassen will, gesagt habe. Gepriesen seist du, o Herr, in Ewigkeit! Alle Geschöpfe sollen dich preisen in Ewigkeit! O mein König! Durch deine Güte und Barmherzigkeit bin ich, während ich dieses schreibe, nicht ohne jene heilige und himmlische Torheit. Da du mir also ohne jegliches Verdienst von meiner Seite diese Gnade erweisest, so wolle nun auch, ich bitte dich, daß alle, mit denen ich umgehe, gleichfalls Toren deiner Liebe seien, oder laß mich mit niemand mehr verkehren, oder ordne es so, o Herr, daß ich mich um kein Ding der Welt mehr zu kümmern habe, oder nimm mich hinweg von ihr. O mein Gott! Deine Magd hier kann so große Leiden, weil sie ihr aus dieser Abwesenheit erstehen, nicht mehr ertragen. Muß sie aber doch noch leben, so verlangt sie keine Ruhe in diesem Leben, und gib ihr auch du keine. Diese Seele da möchte sie schon in Freiheit sehen. Das Essen ist ihr eine Marter, der Schlaf eine Qual. Sie sieht, daß ihr die Lebenszeit unter Behaglichkeiten dahinschwindet, und doch kann sie an nichts sich ergötzen, außer an dir. Es scheint, sie lebe wider die Natur, da sie nicht mehr in sich, sondern in dir zu leben verlangt.
