5.
Da ich sah, wie die Furcht in mir um so größer wurde, je mehr mein Gebet sich vertiefte, meinte ich, es müsse sich hier entweder um ein großes Gut oder um das größte Übel handeln. Denn daß das, was ich erfuhr, etwas Übernatürliches sei, erkannte ich schon daraus, daß mir einerseits der Widerstand dagegen öfter unmöglich war, während es mir andererseits nicht gegeben wurde, wenn ich es haben wollte. Da dachte ich bei mir, es gehe für mich kein anderes Mittel, als mit Sorgfalt über die Reinheit meines Gewissens zu machen und mich von jeder Gelegenheit auch zu läßlichen Sünden fernzuhalten. Wirke der Geist Gottes in mir, so liege der Gewinn klar vor Augen; treibe aber der Teufel sein Spiel mit mir, so könne er mir, wenn ich mich befleiße, dem Herrn zu gefallen und ihn nicht zu beleidigen, wenig schaden, vielmehr würde dann der Schaden auf seiner Seite sein. So entschlossen, bat ich den Herrn ohne Unterlaß, mir beizustehen. Nachdem ich aber einige Tage bemüht war, den gefaßten Vorsatz auszuführen, sah ich ein, daß meine Seele die Kraft nicht habe, ohne Hilfe eines Führers eine so große Vollkommenheit zu erreichen. Der Grund davon lag in gewissen Neigungen, die ich zu Dingen trug, die zwar an sich nicht sehr böse waren, aber doch hinreichten, mein ganzes Streben zu vereiteln.
