10.
Dieser letzte Vergleich scheint mir diese himmlische Gabe einigermaßen zu erklären; denn die Seele findet sich in einem Augenblicke so mit Weisheit begabt, und das Geheimnis der allerheiligsten Dreifaltigkeit sowie andere hocherhabene Geheimnisse sind ihr so klar, daß es keinen Theologen gibt, dem gegenüber sie nicht die Wahrheit dieser Geheimnisse zu verteidigen sich getraute. Sie staunt nur so, wie eine einzige dieser Gnaden hinreicht, sie ganz zu verändern und zu bewirken, daß sie nichts anderes mehr liebt als den, der sie ohne irgendeine Anstrengung ihrerseits so großer Güter fähig macht, ihr seine Geheimnisse mitteilt und in einer Freundschaft und Liebe mit ihr handelt, die zu beschreiben nicht statthaft ist. Denn er verleiht ihr Gnaden, die, weil sie einerseits so wunderbar sind und andrerseits einer Person verliehen werden, die sie ja wenig verdient hat, Zweifel erregen und ohne recht lebendigen Glauben nicht für wahr gehalten werden könnten. Wenn es mir darum nicht anders befohlen wird, so gedenke ich auch nur wenige von diesen mir vom Herrn erwiesenen Gnaden zu erzählen. Bloß einige Visionen will ich zum Nutzen anderer mitteilen, damit nämlich jene, denen der Herr ähnliche Gnaden erweist, sich nicht so wie ich entsetzen, in der Meinung, dergleichen Dinge seien etwas Unmögliches; oder auch, um die Art und Weise oder den Weg, auf dem der Herr mich geführt hat, zu erklären. Letzteres insbesondere ist es ja auch, wozu mir der Auftrag zu schreiben erteilt wurde.
