1.
Ich bin (vom Gegenstande) weit abgekommen; aber das eben Erwähnte ist so wichtig, daß wohl niemand, der Einsicht in die Sache hat, mich deshalb tadeln wird. Kehren wir jetzt zu der Belehrung über die gegenseitige Liebe unter uns, die eine gute und erlaubte ist, zurück! Bezüglich jener Liebe, die ich rein geistig nenne, weiß ich nicht, ob ich selbst verstehe, was ich sage; wenigstens scheint es mir nicht nötig, viel von ihr zu sprechen, weil doch nur wenige sie besitzen. Wem der Herr sie verliehen hat, der lobpreise ihn sehr dafür; ein solcher muß schon eine sehr hohe Stufe der Vollkommenheit erreicht haben. Indessen will ich doch etwas darüber sagen; vielleicht wird es einigen Nutzen schaffen, da ja die Tugend, wenn sie uns vor Augen gestellt wird, jene anzieht, die nach ihr verlangen und sich um ihren Besitz bewerben. Gott gebe, daß ich selbst diese Tugend erkenne, und mehr noch, daß ich von ihr zu reden verstehe; denn ich glaube nicht zu wissen, wann die Liebe (rein) geistig ist und wann sich Sinnlichkeit beimischt, sowie ich überhaupt nicht weiß, wie ich darüber zu sprechen wage. Es mag mir manchmal ergehen wie einem, der in der Fremde reden hört, aber nicht versteht, was gesprochen wird; ich verstehe nicht, was ich sage; aber der Herr leitet mich so, daß ich es recht sage. Bringe ich manchmal Ungeschicklichkeiten vor, so ist mir nichts natürlicher, als daß ich etwas nicht treffe.
