7.
Vielleicht denkt ihr euch: Wenn solche Seelen das nicht lieben, was sie sehen, was lieben sie denn dann? Auch sie lieben, was sie sehen, und fassen Zuneigung zu dem, was sie hören; aber die Dinge, die sie sehen (und hören), sind bleibende. Wenn sie lieben, gehen sie sogleich über das Leibliche hinweg, richten ihre Augen auf die Seele und schauen, ob sich da etwas Liebenswürdiges findet. Finden sie so etwas nicht, gewahren sie aber doch einen Keim oder eine Anlage, die bei tieferem Nachgraben in solch einer Mine Gold hoffen läßt, so verdrießt sie keine Mühe; es kann ihnen nichts so Schweres vorkommen, das sie nicht zum Heile der Seele, die sie lieben, gerne täten. Sie wünschen nämlich, die Liebe ihr bleibend zu schenken, wissen aber gar wohl, daß dies unmöglich ist, wenn die Seele keine (übernatürlichen) Güter besitzt und Gott nicht innig liebt. Ich sage: unmöglich; denn wenn eine Seele sie auch noch so sehr verpflichten, vor Liebe zu ihnen hinschmachtete, alle möglichen Wohltaten ihnen erwiese und alle Gaben der Natur in sich vereinigte, so würde dies alles keine starke und dauerhafte Liebe in ihnen erzeugen können. Sie wissen ja und kennen aus Erfahrung, was alles (Irdische) wert ist; darum wird niemand sie zu täuschen vermögen. Sie sehen, daß eine solche Seele ihnen nicht gleichförmig ist und daß sie sich darum unmöglich dauerhaft lieben können; denn wenn der eine Teil das Gesetz Gottes nicht beobachtet, so nimmt die gegenseitige Liebe mit diesem Leben ein Ende. Sie sehen, daß eine solche Seele Gott nicht liebt und daß sie einem anderen Ort zuwandert, als wohin sie zu gelangen trachten.
