Vorwort: Über Edessa.
S. 283 Eine neue Gruppe von Gedichten, und zwar 25 – 30, wovon das erste, und damit die Überschrift, sowie ein Teil des zweiten verloren sind, handeln, wie Bickell nachgewiesen hat, über Ereignisse in der Kirche von Edessa.
Aus Angaben wie 26,11 und 28,38 ersieht man, daß die Kirche von Edessa schon sechs Jahre lang durch eine Spaltung heimgesucht ist, und zwar war es, wie sich aus andern Quellen ergibt, der Arianismus, der die Gemeinde in zwei Lager schied. Man ging, wie Hymnus 29 zeigt, von Seiten der Gegner soweit, Barses [361 – 78], den bejahrten Bischof der Orthodoxen, eines sträflichen Lebenswandels zu bezichtigen; von Einzelheiten wird ferner noch erwähnt, daß durch ein Glied der Gemeinde der König versöhnt worden sei. Bickell nimmt an, daß damit auf die Milde des Kaisers Konstantius hingewiesen werden solle, mit der er den Edessenern die Beschimpfung seines Standbildes nachsah. In Hymnus 33,44 wird die aus den Chroniken bekannte Tatsache erwähnt, daß Barses vorher Bischof von Harran war; das Chronicon Edessenum [ad annum 672 Gr.] und spätere Ausschreiber motivieren diese Translation mit dem Befehl des Kaisers. Seine Verbannung durch Valens fällt in die Zeit nach Ephräms Tod [373]; über sie berichtet ausführlich Theodoret, Kirchengeschichte IV,16 ff. – Da das in den Gedichten erwähnte Schisma wohl erst mit dem Regierungsantritt des arianisch gesinnten Kaisers Valens [364] begonnen haben dürfte, so wären die Gedichte in das Jahr 370 zu verlegen.
