21.
Ephräm wünscht, daß unter Abrahams Leitung die Bewohner von Nisibis immer mehr die schlimmen S. 282 Gewohnheiten aus ihrer heidnischen Vergangenheit ablegen möchten. Am Schluß stellt er die drei Bischöfe, Jakob, Walgesch und Abraham, in Parallele zu den weltlichen Herrschern, unter denen wohl Konstantin, Konstantius und Jovianus zu verstehen sind; das Lied klingt aus in einer allgemeinen Schilderung der beiden Mächte, Kirche und Staat:
[201] Der erste Priester und erste König waren wie füreinander geschaffen, wie auf der Wage waren sie gegeneinander abgewogen. So auch Walgesch und des Königs Sohn, [205] beide milde und sanften Sinnes. Mögen auch die letzten einander gleichen! Die Priester mögen Leuchten sein, die Könige Fackeln, die Richter Blitzesstrahlen! – [210] Gepriesen sei, der unsere Seelen erleuchtete!
Vom Königtum sollen Gesetze hervorgehen, vom Priestertum Versöhnung; es ist vom Übel, wenn beide mild sind, doch unerträglich ist’s, wenn beide streng sind. [215] Der eine walte kraftvoll, der andere mild, in Einsicht und Weisheit paare sich Furcht und Mitleid. Unser Priestertum sei milde, unser Königtum stark! – [220] Gepriesen sei, der unsere Stützen so bereitete!
Beten mögen die Priester für die Könige, daß sie ein Bollwerk seien für die Menschheit. Sieg gehe aus von den Königen, Glaube von den Priestern. [225] Der Sieg beschütze unsern Leib, der Glaube unsere Seelen. Die Könige sollen Waffenkämpfe schlichten, die Priester Geisteskämpfe, Zwistigkeit und Krieg sei zu Ende! – [230] Gepriesen sei der Sohn dessen, der aller Frieden gibt, Preis dir für deine Gabe!
Nr. 22 – 24 fehlen; vielleicht gehört aber der Sermo de Reprehensione [Lamy, S. Ephraem Syri Hymni et Sermones, II, 325 – 62] hierher; der Fall von Nisibis dient als Hintergrund für eine ernste Bußpredigt.
